Ein für die Panzerausbildung der sowjetischen Armee erbautes Gebäude auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz „Döberitz“ vor den Toren Berlins dient seit Beginn dieses Jahres der Arbeit der Heinz Sielmann Stiftung für den Natur- und Artenschutz. 2014 hat die Stiftung den markanten Bau erworben, in den vergangenen Jahren von Grund auf saniert und zu einem Natur-Erlebniszentrum umgebaut.
Schlüsselübergabe zur Eröffnung
Bei der heutigen Eröffnungsfeier überreichte die Bundesministerin für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz, Steffi Lemke, symbolisch den Türschlüssel des neuen Zentrums an den Stiftungsratsvorsitzenden der Heinz Sielmann Stiftung, Dr.-Ing. E.h. Fritz Brickwedde.
„Die Entwicklung der Döberitzer Heide zeigt: Naturschutz wirkt. Der erfolgreiche Artenschutz, den Sie hier ermöglichen, trägt mit zum Erhalt unserer Lebensgrundlagen bei. Hier wird gezeigt, wie erfolgreich Naturschutz sein kann und mit einem Gewinn für das Leben der Menschen vor Ort verbunden ist. Für diesen gelebten Naturschutz und die Vermittlung des Wissens ist das Natur-Erlebniszentrum ein herausragendes Beispiel. Die Heinz Sielmann Stiftung ist ein starker Partner, um den Naturschutz weiter in die Herzen der Menschen vor Ort zu tragen.“, sagte Bundesumweltministerin Steffi Lemke in ihrer Rede anlässlich der Eröffnung.
Die Chefin der Staatskanzlei in Brandenburg, Ministerin Kathrin Schneider betonte: „Die Heinz Sielmann Stiftung ist eine tragende Säule im deutschen und internationalen Naturschutz. Dafür gilt ihr großer Dank. Das Natur-Erlebniszentrum Döberitzer Heide ist ein weiterer Höhepunkt des mehr als 20-jährigen Engagements der Stiftung in Brandenburg. Sie leistet hervorragende Arbeit für die Regeneration und Bewahrung unserer heimischen Naturlandschaften. Mit dem ideenreichen und innovativen neuen Erlebniszentrum ist ein lebendiger Ort entstanden, der Besucherinnen und Besucher über den Artenreichtum in der Döberitzer Heide informiert, neugierig macht und auch begeistern kann. Die Zusammenarbeit mit der Stiftung ist für das Land Brandenburg ein großer Gewinn. Die Ziele der Stiftung sind auch unsere Ziele: Brandenburgs großen Reichtum und herausragende Vielfalt an Landschaften für künftige Generationen zu bewahren.“
Der Stiftungsratsvorsitzende Dr.-Ing. E.h. Fritz Brickwedde erklärte: „Besonders am Herzen lag uns die Entwicklung einer Ausstellung, die aktuelle medienpädagogische Techniken und traditionelle Darstellungsformen kombiniert. So spricht die neue Ausstellung alle Generationen an. Entstanden ist ein hochmodernes und interaktives Zentrum der Umweltbildung, das die Entdeckerfreude vor allem von Kindern und Jugendlichen weckt. Aber auch für Erwachsene bietet die vielseitige Präsentation interessante Details und Zusammenhänge. Die Ausstellung macht Lust, hinauszugehen und die Vielfalt der Döberitzer Heide auch draußen zu erleben – ganz im Sinne unserer Stifter Heinz und Inge Sielmann.“
Neue multimediale Ausstellung
Als ehemalige Panzerausbildungsstätte hat der Bau einen dreistöckigen Mittelteil und zwei einstöckige Seitenflügel, in denen bis zu Beginn der 1990er Jahre die Panzer standen. Der südliche Seitenflügel beherbergt jetzt den Ausstellungs- und Veranstaltungsraum, das Herzstück des Natur-Erlebniszentrums. 325 Quadratmeter stehen damit für Umweltbildung und Veranstaltungen zur Verfügung.
Im Eingangsbereich begegnen einem zunächst ein Wisent, ein Wolf, ein Przewalski-Pferd und ein Rothirsch, die dort als lebensgroße Exponate auf einem Podest thronen. Sie sind die Stars der neuen Dauerausstellung „Große Pflanzenfresser und wie sie unsere Landschaft gestalten“, die das Thema Biodiversität in der Döberitzer Heide in den Mittelpunkt stellt. Die vielfältigen Lebensräume der Döberitzer Heide findet man in der Ausstellung in Form einer den Raum umspannenden Wandmalerei. Dazu werden auf Infotafeln, in Schaukästen und Lupengläsern besonders geschützte Tiere oder Pflanzen in den Fokus gerückt. Aus Lautsprechern an der Decke ertönen die passenden Tierstimmen, zum Beispiel der Rotbauchunke oder des Wiedehopfs.
Wissen und Ausflugstipps per App
Ein riesiger dreidimensionaler Medienkörper mit einer viereinhalb Meter breiten und zweieinhalb Meter hohen LED-Videowand zeigt hochauflösende Fotos und Filme über die Tier- und Pflanzenwelt der Döberitzer Heide. Dank einer neu entwickelten App können die Besuchenden außerdem über das eigene Handy mit der Videowand interagieren und an einem Wissens-Quiz teilnehmen.
Mit Hilfe der App lässt sich aber auch draußen die Sielmanns Naturlandschaft erkunden. Denn das Natur-Erlebniszentrum dient zugleich als Startpunkt für Ausflüge in das riesige Naturschutzgebiet. Auf einer Fläche, die etwa dem 17-fachen des Berliner Tiergartens entspricht, leben hier mehr als 6.000 Tier-, Pflanzen- und Pilzarten – darunter viele sehr seltene und streng geschützte Arten. Die App liefert unter anderem nützliche Tipps zu den besten Wanderrouten. Speziell für Kinder und Jugendliche bietet sie eine Gelände-Rallye, die jeden Ausflug zu einer digitalen Schatzsuche werden lässt.
Nachhaltige Sanierung
Bei der Sanierung des Gebäudes aus den 1980er-Jahren wurde auf Nachhaltigkeit gesetzt. Einen großen Teil des benötigten Stroms erzeugt eine Photovoltaikanlage auf dem Dach. Mit dem Strom werden unter anderem zwei Luft-Wärmepumpen zum Heizen des Gebäudes mit rund 1250 Quadratmetern Gesamtfläche betrieben. Die in den 1990er-Jahren angebrachte Außenfassade aus Holz konnte im Mittelteil erhalten werden, die Fassaden der Seitenflügel wurden erneuert. Die großen Toröffnungen für die Panzer wurden durch Glastüren ersetzt. Das gesamte Gebäude wurde nach aktuellem Standard gedämmt. Im Mittelteil und nördlichen Seitenflügel sowie in den zwei oberen Stockwerken sind Mitarbeiterbüros und moderne Seminarräume entstanden.
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