Wer Wildtiere fotografieren möchte, braucht viel Ausdauer und häufig das nötige Quäntchen Glück. Das weiß auch der Naturfotograf Ingolf König zu berichten: „Ich hatte bereits vier Tage und Nächte in der Döberitzer Heide verbracht und war gerade auf dem Heimweg. Da habe ich plötzlich das kleine Wisentkalb und seine Mutter am Waldrand entdeckt.“ König konnte den magischen Moment gerade noch rechtzeitig mit der Kamera einfangen, bevor die beiden Tiere wieder zwischen den Bäumen verschwanden.
Geburt unter freiem Himmel und ohne menschliche Hilfe
Im Juni ist Kälberzeit bei den Wisenten. Die Mutterkuhherden ziehen sich dann mehrheitlich in weniger offene Bereiche der Kernzone zurück. Für die Geburt sondert sich das Muttertier von der Herde ab und bringt ihr Kalb allein zur Welt.
„Die Tiere leben hier bei uns ganz natürlich und weitgehend ungestört vom Menschen. Bei den Geburten helfen können wir sowieso nicht. Denn das sind Wildtiere, die eine Annäherung des Menschen nicht ohne Weiteres zulassen würden“, erklärt Peter Nitschke, Leiter der Sielmanns Naturlandschaft Döberitzer Heide.
Nach etwa ein bis drei Lebenstagen der Neugeborenen integrieren sie sich wieder in die Herde. Wenn die Kälber etwas älter und stabiler auf den Beinen sind, bilden sie einen regelrechten „Tierkindergarten“. Sie schließen sich zusammen und probieren sich beim gemeinsamen Entdecken, Spielen und Kämpfen aus.
Größte europäische Landsäuger fressen für die Artenvielfalt
Seit 2010 leben Wisente weitgehend unbeeinflusst vom Menschen in der 1850 Hektar großen Kernzone der Döberitzer Heide. Die Wisentherde in der Döberitzer Heide umfasst etwa 130 Tiere und ist damit die größte Wisentherde Deutschlands.
Wisente sind die schwersten Landsäuger Europas, sie können bis zu einer Tonne wiegen und zwei Meter Schulterhöhe erreichen. Gemeinsam mit anderen Großsäugern wie Przewalskipferd und Rotwild gestalten die urigen Wildrinder die Landschaft. Die große Fläche, die ihnen auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz als Lebensraum zur Verfügung steht, ermöglicht ihnen, ihre ursprünglichen Verhaltensweisen auszuleben.
Durch ihr Fressverhalten, ihren ausgeprägten Spieltrieb, ihre Vorliebe für Sandbäder und ihre Wanderwege unterdrücken und verzögern die zottigen Riesen die Wiederbewaldung, erhalten wertvolle Offenlandstrukturen und fördern damit die biologische Vielfalt.