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Unsere heimischen Singvögel

Gefiederte Virtuosen

Stimmungsmacher der Natur

Pfeifen, zwitschern, musizieren... Besonders in den Frühlingsmonaten entzücken uns Singvögel als Vorboten einer helleren, wärmeren Jahreszeit mit ihrem ausdauernden Symphoniekonzert. Singvogelarten wie die Blaumeise (Cyanistes caeruleus), die Nachtigall (Luscinia megarhynchos) oder das Rotkehlchen (Erithacus rubecula) haben sich mit den vom Menschen geschaffenen Kulturlandschaften arrangiert. Fast jeder kennt sie. Unbekanntere Arten wie Steinschmätzer (Oenanthe oenanthe) und Sperbergrasmücke (Sylvia nisoria) leben eher abseits menschlicher Gefilde. Doch die Melodien einiger Singvogelarten ertönen immer seltener. Der Bestand des Baumpiepers (Anthus trivialis) beispielsweise sank in den vergangenen Jahren in einigen Gebieten um bis zu 80 Prozent.

Singvogel-Wissen

0 Uhr

singt nur noch die Nachtigall.

6 Gramm

wiegt durchschnittlich der kleinste deutsche Singvogel, das Wintergoldhähnchen (Regulus regulus). Das entspricht gerade einmal zwei Zuckerwürfeln.

10-20 %

Körpergewicht verliert ein meisengroßer Vogel in einer Winternacht.

90 Dezibel

laut ist der Zaunkönig (Troglodytes troglodytes) und damit im Verhältnis zu seiner Körpergröße der lauteste, heimische Singvogel.

30.000 Kilometer

legt der Steinschmätzer auf seinem Zug ins Winterquartier zurück und ist damit Weltrekordhalter unter den Singvögeln.

Gesangstalente mit besonderen Fähigkeiten

Alle Singvögel zeichnen sich durch ihre ganz eigene Tonfolge aus. Dabei unterscheiden sich die Gesänge verschiedener Vogelarten teils erheblich. Allerdings musizieren fast ausnahmslos die Männchen. Sie verteidigen so ihr Revier gegenüber Rivalen und wollen potenziellen Partnerinnen imponieren. Um aufzufallen, verfügen Singvögel über erstaunliche Fähigkeiten.

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Abgestimmte Spezialisten

Singvögel sind durch ihr besonderes Stimmorgan, die Syrinx, in der Lage zweistimmig zu singen. Um die Feinheiten im Gesang mit den damit verbundenen Botschaften herauszuhören, haben Singvögel außerdem einen besonders ausgeprägten Hörsinn. Einige Singvögel speichern Tonfolgen ab und können sie wiedergeben. Um im Trubel des allmorgendlichen Vogelgesangs aufzufallen, singen die verschiedenen Vogelarten zu individuellen Zeiten und folgen damit einer regelmäßigen Abfolge, der sogenannten Vogeluhr.

Gegen den Großstadtlärm durchsetzen

Um sich gegen die Geräuschkulissen einer Großstadt durchzusetzen, haben sich bei manchen Vogelarten über mehrere Vogelgenerationen erstaunliche Anpassungsleistungen entwickelt. So pfeifen städtische Rotkehlchen bereits in der Nacht und in den frühen Morgenstunden ihr Liedchen, wenn die Straßen eher noch ruhig sind. Nachtigallen wiederum vervielfachen ihre Lautstärke, und Kohlmeisen (Parus major) klettern auf der Tonleiter etwas nach oben und trillern mit höherer Frequenz. Stare (Sturnus vulgaris) peppen ihren Gesang gern auch mit fremdem Tonmaterial auf, um sich im Wettbewerb um die Weibchen zu unterscheiden - sie immitieren nicht nur andere Vogelstimmen, ihr Gesang kann dann auch schon einmal wie eine Türklingel, ein Handy oder eine Fahrradbimmel klingen.

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Unsere heimischen Singvögel

Einige Singvögel können sich gut mit den durch menschlichen Einfluss veränderten Landschaften arrangieren. Als sogenannte Kulturfolger finden sie Nahrung und Nistmöglichkeiten in unseren Städten, Parks oder Gärten. Andere Singvogelarten zieht es dahingegen in abgelegenere, natürlichere Gefilde, um zu nisten und ihre Jungen aufzuziehen. Sie flüchten sozusagen aus unseren Kulturflächen hin in großflächige Naturlandschaften.

Bedrohungen für Singvögel

Singvögel bieten uns nicht nur ein musikalisches Ensemble. Indem sie vermeintliche Pflanzenschädlinge fressen und die Samen von Pflanzen über ihren Kot verbreiten, übernehmen Singvögel eine wichtige Rolle im Ökosystem. Doch der Bestand einiger Singvogelarten gerät zunehmend unter Druck.

Beobachtungstipps für Vogelfans

Ihr Ziel ist es zum Club300 zu gehören? Ornithologie ist Ihre Passion? Oder Sie sind einfach verliebt in unsere heimischen Vögel? Schutzgebiete bieten wundervolle Beobachtungsmöglichkeiten, auch für seltene Arten.

  • Nehmen Sie ein leistungsstarkes Fernglas mit! Die meisten Singvögel verstecken sich in Hecken, Sträuchern oder hoch oben in Bäumen.

  • Achten Sie darauf, woher der Gesang kommt. Es lohnt sich nach dem Urheber Ausschau zu halten. Meist tragen die Vögel ihr Lied gut sichtbar von Sitzwarten aus vor.

  • Da besonders in belaubten Sträuchern und Bäumen Vögel kaum zu entdecken sind, ist es hilfreich, sich einige Vogelstimmen bereits vorab digital angehört zu haben, um sie dann in der Natur wiederzuerkennen.

  • Gehen Sie in den frühen Morgenstunden auf Vogelsuche. Dann sind viele Arten aktiv und markieren mit dem Gesang ihr Revier.

  • Besonders viele Singvögel können Sie von März bis Mitte Mai während der Balzzeit hören. Haben die Pärchen mit der Brut begonnen, nimmt die Singfreudigkeit deutlich ab. Außerdem kommen einige Arten auch erst spät aus ihren Winterquartieren zurück.

Exklusive Vogelbeobachtungs-Spots in Sielmanns Naturlandschaften und Biotopverbünden

Sielmanns Naturlandschaften sind offene bis halb-offene Gebiete mit Zwergstrauchheiden, Trockenrasen, Binnendünen, Mooren und lichten Wäldern. Diese bieten einer Vielzahl seltener Singvogelarten Lebensraum, den sie sonst in der zersiedelten und von intensiver Landwirtschaft geprägten Kulturlandschaft kaum noch finden. Auch Sielmanns Biotopverbünde bieten auf unterschiedlichen Biotop-Trittsteinen Lebensraum für seltene Vogelarten.

Das Blaukehlchen

Blaukehlchen sitzt auf einem Schilfrohr und singt© Mathias Putze

In den feuchten, halb-offenen Gebieten des Biotopverbunds Nette versteckt sich das Blaukehlchen (Luscinia svecica). Hier brütet es im Schutz des Schilfs am Uferrand. Besonders gut zu beobachten sind Blaukehlchen während der Balz im April, wenn sie an exponierter Stelle auf Büschen oder Schilfhalmen ihre blaue Brust präsentieren.

Die Heidelerche

Eine Heidelerche sitzt auf einem dornigen Ast und singt mit geöffnetem Schnabel.© AGAMI/stock.adobe.com

Die Heidelerche (Lullula arborea) findet in Sielmanns Naturlandschaft Kyritz-Ruppiner Heide und im Biotopverbund Grünes Band Eichsfeld-Werratal idealen Lebensraum. Auf sonnigen, trockenen und kahlen Flächen findet sie genügend Insekten als Nahrung. Anders als die Feldlerche singt sie nicht nur im Flug, sondern auch gern von Sitzwarten auf Bäumen und Büschen aus.

In den vegetationsfreien Flächen der Sielmanns Naturlandschaft Wanninchen, einem ehemaligen Braunkohletagebau, fühlt sich der Brachpieper (Anthus campestris) wohl. Bis auf wenige Ausnahmen kommt er nur noch hier im Nordosten Deutschlands vor. Auf der Suche nach Insekten flitzt er flink über den Sand, ähnlich einer Bachstelze.

Von Mitte Mai bis August sind Neuntöter (Lanius collurio) in ihrem Brutgebiet in Sielmanns Biotopverbund Grünes Band Eichsfeld-Werratal zu finden. Fast 200 Brutpaare leben in Sielmanns Naturlandschaft Döberitzer Heide vor den Toren Berlins. Die Tiere sitzen häufig auf den obersten Ästen von Büschen und Sträuchern, um Ausschau nach Beute zu halten. Den Winter verbringen sie in Südafrika.

In den Feuchtgebieten von Sielmanns Biotopverbund Bodensee leben Sumpf- (Acrocephalus palustris) und Teichrohrsänger (Acrocephalus scirpaceus). An Gräben bzw. im Schilfröhricht machen die sonst sehr unscheinbaren Vögel durch ihren charakteristischen Gesang auf sich aufmerksam. Die dichte Aneinanderreihung geeigneter Feuchtgebiete ermöglicht es ihnen, sich auf den Flächen des Biotopverbunds auszubreiten.

Im Biotopverbund Weißenstein findet der Baumpieper (Anthus trivialis) eine Heimat. In der hohen Vegetation der Waldränder versteckt er sein napfförmiges Nest in Grasbüschel. Totholz bietet ein reichhaltiges Angebot an Raupen, Spinnen und Insekten. Die Bäume am Waldrand eignen sich hervorragend als Singwarten, von denen der Baumpieper seinen Singflug startet.

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