Bislang diente den möwenartigen Vögeln ein metallener Fischerkahn als Brutplatz. Er bot gute Bedingungen, denn die Flussseeschwalben mögen zum Brüten einen vegetationsfreien Platz in ungestörter Lage auf dem Wasser. Doch der Platz im Kahn war begrenzt. Nun stehen den Vögeln zwei neue Brutinseln mit jeweils zwei mal drei Metern Fläche zur Verfügung.
„Wir sind sehr froh, dass die Flussseeschwalben die neuen Brutinseln als Platz zum Brüten angenommen haben. Jetzt haben sie viel mehr Platz und die Kolonie kann sich noch vergrößern“, freut sich Rebecca Oechslein, zuständige Biologin bei der Heinz Sielmann Stiftung.
Wie Flösse liegen die beiden Brutinseln auf dem See vor Anker. Sie sind aus wetterfestem Aluminium konstruiert und mit einem Gemisch aus Sand und Kies befüllt, um natürliche Uferstreifen bestmöglich zu imitieren. Kleine Holzdächer schützen vor Angriffen aus der Luft, zum Beispiel von Seeadlern. Der glatte Aluminiumrahmen hindert Waschbären und andere Fressfeinde am Hinaufklettern.
Minimale Nester, optimale Nahrung
In der Brutzeit brüten die Vögel pro Paar zwei bis drei Eier aus. Sie bauen keine richtigen Nester, sondern legen nur ein paar Stöckchen oder Ähnliches um die Eier, damit diese nicht wegrollen. Spätestens im Juni sind die kleinen Flussseeschwalbenküken zu beobachten.
Ihre Eltern ernähren sie und sich selbst von kleinen Fischen, Krebstieren und Wasserinsekten. Kleine Rotaugen, kleine Rotfedern und andere Weißfische, die etwa sieben bis zwölf Zentimeter groß sind, finden die fliegenden Fischfänger in Sielmanns Naturlandschaft Groß Schauener Seen reichlich.
Flugkünstler mit großer Kondition
Aus dem Flug stürzen sie von oben herab in das Wasser, tauchen kurz ein und schnappen sich ihre Beute. Die Flussseeschwalbe ist bekannt für ihre eleganten und präzisen Flugkünste. Diese tragen die 33 bis 39 Zentimeter großen Zugvögel im Herbst und Frühjahr viele Tausende von Kilometern bis nach West- und Südafrika und zurück.
In Deutschland stark gefährdet
In Deutschland findet man die meisten Flussseeschwalben-Kolonien an den Küsten der Nord- und Ostsee. Mit ihrem weiß-grauen Körper und der schwarzen Kappe erinnern die Vögel ein wenig an Lachmöwen. Im 19. Jahrhundert waren sie auch an großen Flüssen mit vegetationsarmen Sand- und Kiesstränden noch weit verbreitet. Durch Flussbegradigungen und andere Maßnahmen sind diese Lebensräume vielerorts verschwunden. Inzwischen findet man sie im Binnenland nur noch an wenigen Orten in den östlichen Bundesländern und in Bayern. Die Seeschwalbenart steht in Deutschland als stark gefährdet auf der Roten Liste
Sielmanns Naturlandschaft Groß Schauen
Ein hölzerner Aussichtsturm am Großen Wochowsee eröffnet dem Besucher aus luftiger Höhe einen weiten Panoramablick über die große Seenlandschaft. Von hier aus ist eine der Brutinseln und noch vieles mehr zu beobachten. Kormoran, Rohrweihe, Wasserralle, Graugans, Rotmilan, Schwarzmilan, See- und Fischadler sowie Kraniche und viele weitere Vögel sind hier heimisch oder finden hier Nahrung.
Seit 2001 betreut die Heinz Sielmann Stiftung 1150 Hektar im Naturpark Dahme-Heideseen südöstlich von Berlin mit dem Ziel, den Artenreichtum vor Ort zu erhalten und zu schützen. Naturliebhaber können hier die Schönheit und Vogelvielfalt der Wasserlandschaft auf Rund- und Wanderwegen direkt erleben. Typische Lebensräume in der Seenlandschaft sind unter anderem Erlenbrüche und Röhrichte. Sie beherbergen seltene Tiere wie den Fischotter, Moorfrosch, Rotbauchunke, Blaukehlchen, die Große Rohrdommel und viele andere seltene Arten.
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