Die beiden künstlichen Brutinseln mit jeweils zwei mal drei Metern Fläche liegen auf dem Großen Wochowsee und dem Großen Selchower See vor Anker. Sie wurden im Frühjahr 2023 von der Heinz Sielmann Stiftung dort installiert und von den weiß-grauen Flugkünstlern mit der schwarzen Kappe schnell angenommen. „Dank der neuen Brutinseln gab es im letzten Jahr reichlich Nachwuchs bei unseren Flussseeschwalben. Bei unseren Kontrollen im Sommer haben wir 29 Küken gezählt und beringt. Wir hoffen auch in diesem Jahr wieder auf einen so tollen Bruterfolg“, freut sich Rebecca Oechslein, Projektleiterin der Sielmanns Naturlandschaft Groß Schauener Seen.
Über den Winter wurden die Brutinseln mit Netzen abgedeckt, damit sie nicht von anderen Vögeln besetzt werden. Sie sind aus wetterfestem Aluminium konstruiert und mit einem Gemisch aus Sand und Kies befüllt, um natürliche Uferstreifen bestmöglich zu imitieren. Kleine Holzdächer schützen vor Angriffen aus der Luft, zum Beispiel von Seeadlern. Der glatte Aluminiumrahmen hindert Waschbären und andere Fressfeinde am Hinaufklettern. Damit stehen den Vögeln optimal geeignete Nistplätze zur Verfügung. Auch für eine wachsende Kolonie ist auf den floßähnlichen Brutinseln noch genügend Platz.
Minimale Nester, optimale Nahrung
In der Brutzeit brüten die Vögel pro Paar zwei bis drei Eier aus. Sie bauen keine richtigen Nester, sondern legen nur ein paar Stöckchen oder Ähnliches um die Eier, damit diese nicht wegrollen. Spätestens im Juni schlüpfen die kleinen Flussseeschwalbenküken.
Ihre Eltern ernähren sie und sich selbst von kleinen Fischen, Krebstieren und Wasserinsekten. Kleine Rotaugen, kleine Rotfedern und andere Weißfische, die etwa sieben bis zwölf Zentimeter groß sind, finden die fliegenden Fischfänger in Sielmanns Naturlandschaft Groß Schauener Seen reichlich. Aus dem Flug stürzen sie von oben herab in das Wasser, tauchen kurz ein und schnappen sich ihre Beute. Die Flussseeschwalbe ist bekannt für ihre eleganten und präzisen Flugkünste. Diese tragen die 33 bis 39 Zentimeter großen Zugvögel im Herbst und Frühjahr viele Tausende von Kilometern bis nach West- und Südafrika und zurück.
Die Flussseeschwalben sind am besten zwischen Mai und Juli vom Sielmann-Beobachtungsturm Selchow aus zu beobachten. Der hölzerne Aussichtsturm eröffnet dem Besucher aus luftiger Höhe einen weiten Panoramablick über den Großen Wochowsee. Die Flussseeschwalben jagen hier gern an den ufernahen Seerosengürteln nach kleinen Fischen. Auch eine der Brutinseln ist vom Turm aus mit dem Fernglas gut zu sehen.
In Deutschland stark gefährdet
In Deutschland findet man die meisten Flussseeschwalben-Kolonien an den Küsten der Nord- und Ostsee. Mit ihrem weiß-grauen Körper und der schwarzen Kappe erinnern die Vögel ein wenig an Lachmöwen. Im 19. Jahrhundert waren sie auch an großen Flüssen mit vegetationsarmen Sand- und Kiesstränden noch weit verbreitet. Durch Flussbegradigungen und andere Maßnahmen sind diese Lebensräume vielerorts verschwunden. Inzwischen findet man sie im Binnenland nur noch an wenigen Orten in den östlichen Bundesländern und in Bayern. Die Seeschwalbenart steht in Deutschland als stark gefährdet auf der Roten Liste.
Sielmanns Naturlandschaft Groß Schauener Seen
Seit 2001 betreut die Heinz Sielmann Stiftung 1150 Hektar im Naturpark Dahme-Heideseen südöstlich von Berlin mit dem Ziel, den Artenreichtum vor Ort zu erhalten und zu schützen. Naturliebhaber können hier die Schönheit und Vogelvielfalt der Wasserlandschaft auf Rund- und Wanderwegen direkt erleben. Typische Lebensräume in der Seenlandschaft sind unter anderem Erlenbrüche und Röhrichte. Sie beherbergen seltene Arten wie den Fischotter, Moorfrosch, Rotbauchunke, Blaukehlchen oder die Große Rohrdommel.
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