Bruthilfe für die Flussseeschwalbe
Artenrettung in Sielmanns Naturlandschaft Groß Schauener Seen
von Caroline Hübenbecker
Bruthilfe für die Flussseeschwalbe
Artenrettung in Sielmanns Naturlandschaft Groß Schauener Seen
von Caroline Hübenbecker
Vorliebe für Sandbänke
Flussseeschwalben leben in großen Kolonien. Jedes Jahr aufs Neue suchen die eleganten Zugvögel bei ihrer Rückkehr aus den Winterquartieren in Süd- und Westafrika nach geeigneten Brutplätzen. Sie bevorzugen möglichst vegetationsfreie Sand- und Kiesbänke sowie Strände.
Brutplätze sind Mangelware
Doch durch Staudämme, vergrößerte Wasserstraßen und bebaute Flächen gehen den Flussseeschwalben die freigespülten Ufer und Sandbänke als Brutplätze verloren. Inzwischen ist die Entwicklung so dramatisch, dass diese Vogelart als stark gefährdet gilt.
Zurück nach Hause
Deswegen ist es umso schöner, dass zahlreiche Flussseeschwalben immer wieder in Sielmanns Naturlandschaft Groß Schauener Seen zurückkehren und diesen Ort als Brutquartier auserkoren haben. Hier scheint es alles zu geben, was Flussseeschwalben brauchen. Wirklich alles?
Ungewöhnliche Kinderstube
Offenbar mangelt es noch an geeigneten Nistplätzen. Die Flussseeschwalben in Groß Schauen haben kurzerhand einen alten Fischerkahn als Nistplatz eingenommen. Dort können die Gelege geschützt ausgebrütet und der Nachwuchs aufgezogen werden.
Doch allmählich ist das Interesse unter den Flussseeschwalben an dieser außergewöhnlichen Kinderstube so groß geworden, dass diese dem Andrang nicht mehr standhalten kann. Und was nun?
Künstliche Brutinseln
Mithilfe von Spenden konnten wir den Kahn durch eine richtige Kinderstube ersetzen. Pünktlich zur Brutsaison simulieren zwei eigens zu diesem Zweck entwickelte, sechs Quadratmeter große Konstruktionen die natürlichen Bruthabitate der Flussseeschwalbe.
Um einen natürlichen Uferstreifen bestmöglich zu imitieren, sind die wetterfesten Aluminiumkonstruktionen mit einem Gemisch aus Sand und Kies befüllt.
Gemeinsam angepackt
Gemeinsam mit der Naturwacht und dem Naturgut Köllnitz haben wir die Brutinseln beladen und ins Wasser gelassen. Installierte Wildtierkameras ermöglichen es uns fortan, das Treiben auf den Inseln zu verfolgen ohne die brütenden Schwalben zu stören.
Geschützt aufwachsen
Auf diesen schwimmenden Inseln sind die jungen Nestlinge hervorragend vor Feinden wie Waschbären, Mardern und Füchsen geschützt. Der glatte Aluminiumrahmen bietet ihnen keine Möglichkeit zum Klettern. Außerdem schützen kleine Holzdächer die Küken vor Fressfeinden aus der Luft.
Der neue Nistplatz wurde offensichtlich von den seltenen Flussseeschwalben als solcher akzeptiert.
Die ersten Eier
Der Einsatz hat sich gelohnt: Nur kurze Zeit nachdem wir gemeinsam mit der Fischerei Köllnitz die künstlichen Brutinseln aufgestellt haben, legten die Flussseeschwalben ihre gut getarnten Eier darauf ab und brüteten.
29 Küken geboren
Zum Zeitpunkt der Beringung der Flussseeschwalben trafen Mitarbeiter:innen der Heinz Sielmann Stiftung auf insgesamt 29 frisch geschlüpfte Küken. Ansonsten werden die Flussseeschwalben auf ihren schwimmenden Brutinseln nicht gestört.
Durch die neuen Brutinseln konnte der Flussseeschwalben-Bestand auf den Groß Schauener Seen erfolgreich erhalten werden. Und es besteht die Aussicht, dass er in den kommenden Jahren sogar weiter anwachsen kann.
Ein individueller Ring
Um mehr über das Leben jedes einzelnen Vogels und dessen Zugverhalten zu erfahren, erhielt jedes der 29 Küken einen Ring mit einer individuellen Nummer. Daran lässt sich erkennen, wo und wann das Tier geboren wurde und welche Route es im Herbst und Frühjahr fliegt.
Daten für die Wissenschaft
In einem zentralen Register der Vogelwarte Hiddensee werden die beringten Vögel erfasst. Alle verfügbaren Daten werden zu einem umfassenden Bild zusammengeführt: Wissenschaftler:innen können daraus Erkenntnisse über Populationen, Zugrouten, Bedrohungen und zahlreiche andere Aspekte gewinnen.
Erfolgreiche Unterstützung
Die Verwirklichung der Brutinseln kostete etwa 21.000 Euro - eine Summe, die wir dank engagierter Unterstützer:innen aufbringen konnten. Damit haben unsere Spender:innen dazu beigetragen, den Bestand der stark gefährdeten Flussseeschwalbe in Sielmanns Naturlandschaft Groß Schauener Seen zu sichern.
Wir danken allen für ihre Unterstützung, die die Brutinseln ermöglicht haben!
Sie möchten unsere aktuellen Spendenprojekte kennenlernen? Hier entlang!
Über den Autor
Caroline Hübenbecker
Caroline Hübenbecker ist bei der Heinz Sielmann Stiftung Referentin für Web- & Community-Management.
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