Stacheliges auf dem Speiseplan
Ganze sechzehn Hektar umfasst die Biotoplandschaft, die durch die Leine in nahezu gleichgroße Flächen halbiert wird. Hier finden nicht nur Insekten und Amphibien einen neuen Lebens- und Rückzugsraum. Zur Entwicklung von naturnahem Grünland sind Zwergzeburinder (Bos taurus indicus) im Einsatz. Sie nehmen das noch gewöhnungsbedürftige Nahrungsangebot der Flächen gut an und fressen auch die sich vermehrt ausbreitenden Disteln. Die Zebus sind grundsätzlich sehr genügsam in Bezug auf ihre Nahrung und sie weiden auch Ampfer, Brombeere und Brennnessel ab. Langfristig helfen die Rinder, die Landschaft vor einer Verbuschung zu bewahren.
Rinderrasse mit vielen guten Eigenschaften
Entsprechend gut ergeht es auch den Tieren, die im Sinne einer nachhaltigen Landschaftspflege das Areal beweiden. „Die doch eher leichten Zwergzebus schonen den Boden und sie sind zudem besonders trittsicher“, hebt der Besitzer und Inhaber eines land- und forstwirtschaftlichen Unternehmens zwei von vielen positiven Eigenschaften dieser Rasse hervor. „Außerdem sind sie körperlich sehr robust, kommen mit den zunehmend wärmer werdenden Sommern gut zurecht und besitzen einen ausgeprägten Orientierungssinn. Auch ist die hohe Intelligenz dieser Tiere faszinierend.“
Mehr Artenvielfalt durch Zwergzebus
Dank extensiver Beweidung und der so erfolgenden Offenhaltung von Flächen werden sehr gute Voraussetzungen für eine gesteigerte Artenvielfalt geschaffen. „Artenreiches Grünland, das gänzlich ohne Düngung und Pflanzenschutzmittel auskommt, zählt heutzutage mit zu den gefährdetsten Lebensräumen“, informiert Dr. Martina Koch, die Projektkoordinatorin der Heinz Sielmann Stiftung. Gemeinsam mit dem Life-Science-Konzern Sartorius als Initiator und der Stadt Göttingen als Eigentümerin der Flächen hat die Heinz Sielmann Stiftung die Umsetzung der Biotoplandschaft koordiniert. „Aus einer zuvor artenarmen Fläche“, erläutert Koch weiter, „wird sich ein vielfältiger Lebensraum entwickeln können und die Zwergzebus helfen uns dabei“.
Gesunder Dung für Kotfresser
Vögel wie Bachstelze, Feldlerche, Star oder Kiebitz, nutzen kurzrasige Bereiche zur Nahrungssuche. Auch entstehen in der Regel Mosaike aus lang- und kurzrasigen Stellen, die nachweislich die Anzahl an Insekten steigern. Der Dung der Zwergzebus bietet kotfressenden Insekten, darunter die Mistkäfer, eine wertvolle Lebensgrundlage. Da die Zebus äußerst widerstandsfähig sind, kann auf die Verwendung von Medikamenten weitestgehend verzichtet werden und daher finden sich auch keine insektenschädlichen Rückstände in deren Kot.
Buckel und Wamme sind charakteristisch
Die Auswahl der Tiere geschah nach den Kriterien ihrer Einsatztauglichkeit, möglichst kurzen Transportwegen und einer bestmöglichen Betreuung. „Die Heinz Sielmann Stiftung fand in den Zebus eine perfekt geeignete Rinderrasse, die gleichzeitig optimal und täglich betreut wird“, erläutert Koch die Entscheidung.
Eine Widerristhöhe von bis zu 130 Zentimetern, die am Hals ausladende Hautfalte – Wamme genannt – und ihr ausgeprägter Buckel machen die Rinder unverwechselbar. Die „Beule“ im Nacken gab den Rindern auch ihren Namen, denn Zebu bedeutet in der Sprache der Tibeter Buckel.
Wer den Zebus gern einmal bei ihrer landschaftspflegenden Tätigkeit zusehen möchte, findet dafür entlang der Biotoplandschaft Wege, einen Steg und eine Aussichtsplattform. Informationstafeln liefern zudem Wissenswertes und Interessantes rund um das Thema Auenlandschaft. Zusätzliches Futter kann zu Hause gelassen werden, denn die Tiere finden ausreichend Nahrung. Es lohnt sich aber ein Fernglas mitzubringen, denn schon jetzt lassen sich mit Geduld Eisvögel oder Rebhühner beobachten.
Die Herde verbleibt bei milden Temperaturen weiterhin auf den Weiden. Interessierten bietet der Besitzer auch gern Führungen an. Termine können unter der E-Mail Zwergzebus-goettingen@sielmann-stiftung.de angefragt werden. Eine Führung dauert rund 90 Minuten und die Teilnehmenden bekommen die Möglichkeit, die Zwergzebus aus nächster Nähe zu erleben.