Heinz Sielmann Stiftung bietet Wohnraum für Vogel des Jahres
Insgesamt hat die Stiftung in den vergangenen Jahren 64 Nistkästen in Sielmanns Naturlandschaften installiert. In diesen Landschaften – ehemalige Tagebau- und Militärflächen - ist der Baumbestand vielerorts relativ jung und bietet nicht genug natürliche Bruthöhlen. Hier schafft die Heinz Sielmann Stiftung Abhilfe. In der Bergbaufolgelandschaft Wanninchen hängen 30 Nistkästen, in der Döberitzer Heide und in der Kyritz-Ruppiner Heide sind 18 beziehungsweise 16 Kästen installiert. Die stabilen Kästen bieten dem bis zu 28 Zentimeter großen Wiedehopf ausreichend Platz. Sie werden etwa auf Brusthöhe an Pfählen oder Bäumen befestigt, denn Wiedehopfe jagen ihre Beute am Boden und bevorzugen daher eher niedrige Standorte.
Beringung von Jungvögeln
Jeweils im Mai und Juni klappern der Biologe Tim Funkenberg von der Heinz Sielmann Stiftung und der ehrenamtliche Beringer Robert Stein die Nistkästen in Sielmanns Naturlandschaften Döberitzer Heide und Kyritz-Ruppiner Heide ab und prüfen, ob sie besetzt sind. Finden sie Jungvögel vor, legen sie ihnen einen Ring mit Nummer an. Mit dieser Nummer werden die Jungvögel bei der Beringungszentrale Hiddensee registriert.
„So kann man ihren Weg individuell verfolgen. Die Beringung gibt unter anderem Aufschluss darüber, wie viele der Jungtiere in das Gebiet zurückkehren, wo sie geschlüpft sind. Bisherige Aufzeichnungen zeigen, dass ein großer Teil der Jungtiere im elterlichen Brutgebiet neue geeignete Plätze suchen. Deshalb ist es sinnvoll, auch zukünftig neue Nisthilfen aufzuhängen“, erklärt Vogelkenner Tim Funkenberg. In Sielmanns Naturlandschaften Döberitzer Heide und Kyritz-Ruppiner Heide wurden im vergangenen Jahr insgesamt acht Bruten in den Nistkästen verzeichnet und 38 Jungvögel beringt. Die bevorstehenden Kontrollen und Beringungstermine werden zeigen, ob sich der Bestand erhöht hat.
Bestand in Wanninchen stabil
In Sielmanns Naturlandschaft Wanninchen in der Niederlausitz geht Ralf Donat, Projektleiter der Heinz Sielmann Stiftung vor Ort, derzeit von 10-13 Brutpaaren aus. „Die ehemalige Tagebaulandschaft bietet mit einem variantenreichen Angebot von großen Insekten wie Grillen, Heuschrecken, Raupen und Käfern optimale Nahrungsbedingungen. Unsere künstlichen Nisthilfen gewährleisten ausreichend Brutplätze, die natürlicherweise in der Bergbaufolgelandschaft sonst nicht genügend vorhanden wären. Unser Bestand an Brutpaaren ist mit leichten Schwankungen in den vergangenen Jahren recht stabil. Wir werden weiterhin zusätzliche Nistkästen aufhängen und hoffen, dass der Bestand weiter wächst.“
Markanter Vogel
Der Wiedehopf ist mit seiner auffälligen Federhaube und den schwarz-weißbebänderten Flügeln ein besonders markanter Vogel. Ab April ist sein charakteristischer Ruf zu hören. „Hup hup“ ruft das Männchen, weshalb in vielen Gegenden sein Name davon abgeleitet ist, zum Beispiel Huppatz im Sorbischen oder hoopoe im Englischen. Mit seinem weithin hörbaren Ruf markiert er sein Revier und versucht ein Weibchen anzulocken. Der Balzruf im Frühjahr zeigt an, dass die Wiedehopfe aus ihren Überwinterungsgebieten in Afrika zurück sind. Während ihres etwa viermonatigen Aufenthalts in unseren Breitengraden brüten die Wiedehopfe zeitlich gestaffelt fünf bis acht Eier aus. 23 bis 25 Tage bleiben die Jungvögel im Nest und werden von den Eltern mit Nahrung versorgt.
Bunter Vogel liebt die Wärme
Bereits Ende Juli oder Anfang August machen sie sich schon wieder auf die Reise in den Süden. Sie lieben die Wärme. Ihre Brutgebiete in Deutschland liegen deshalb vor allem in Süddeutschland, aber auch in Brandenburg, wo der Klimawandel sich anhand steigender Temperaturen bemerkbar macht. So bieten Sielmanns Naturlandschaften in Brandenburg dem besonderen Vogel warme, trockene Landschaften mit spärlicher Vegetation, wie er sie mag. Er ist ein Offenland- und Waldrandbewohner. Auf ehemaligen Truppenübungsplätzen findet er höhlenartige Nistplätze in Bunkerruinen oder Lesesteinhaufen. Auch verlassene Spechthöhlen nimmt er gern an. Wo sie fehlen, hilft die Heinz Sielmann Stiftung mit ihren Nistkästen nach. Das Nahrungsangebot in Sielmanns Naturlandschaften ist groß. Mit ihrem bis zu sechs Zentimeter langen leicht gebogenen Schnabel fangen sie ihre Beute wie Feld- und Maulwurfsgrillen, Heuschrecken, Käfer, Raupen, Engerlinge und auch kleine Eidechsen am Boden oder fischen sie aus ihren Verstecken.
Aus Agrarlandschaft fast verschwunden
In der heutigen Agrarlandschaft und in Siedlungsgebieten ist der Wiedehopf fast verschwunden. Die intensive Landwirtschaft und der Einsatz von Pestiziden haben in den vergangenen Jahrzehnten zu einem dramatischen Verlust von passenden Lebensräumen und Nahrung geführt. Wie viele andere Vogelarten findet er bei uns nicht mehr genug Nistmöglichkeiten oder Insekten. Der Wiedehopf gilt laut der aktuellen Roten Liste vom Juni 2021 sowohl bundesweit als auch in Berlin-Brandenburg als gefährdet.
22. Mai ist Internationaler Tag der Artenvielfalt
Der „Internationale Tag der biologischen Vielfalt“ erinnert an den 22. Mai 1992, als in Nairobi Einigkeit über den Text der UN-Biodiversitäts-Konvention (Convention of Biological Diversity) erzielt wurde. Hauptanliegen der Konvention ist der Schutz der biologischen Vielfalt der Ökosysteme, der Arten und Populationen sowie ihrer Ressourcen. Das Übereinkommen verbindet Schutz und nachhaltige Entwicklung.