„Die Adler sind etwas später als im vergangenen Jahr eingetroffen“, sagt Ralf Donat, Projektleiter der Sielmanns Naturlandschaft Groß Schauener Seen, der die schönen Zugvögel schon seit Tagen erwartet hatte. „Vermutlich hat sie die längere Kälteperiode in Deutschland in den letzten Wochen abgeschreckt.“
Brutplätze auf Hochspannungsmasten sind bei Fischadlern heiß begehrt, weshalb auch der Energieversorger E.ON edis diese Maßnahmen in Ostdeutschland besonders unterstützt. „Durch den Aufbau von mittlerweile weit über 250 Nisthilfen auf Versorgungsmasten, davon über 100 in Brandenburg, leistet E.ON edis einen wichtigen Beitrag zum Arten- und Naturschutz“, erklärt Horst Jordan, Pressesprecher der E.ON edis AG. Da natürliche Horstplätze in geeigneten Bäumen nicht allzu verbreitet sind, hat sich die Installation von künstlichen Nisthilfen auf Stahlgittermasten von Stromleitungen bewährt. Heute befinden sich rund 80% der Fischadlerhorste in Mecklenburg-Vorpommern und rund 70% der Horste in Brandenburg auf solchen Mastköpfen von Hochspannungsleitungen. Fischadler bevorzugen für ihre Brutmöglichkeiten und ihr Sicherheitsbedürfnis exponierte hohe Horstlagen, die ein freies Anfliegen und einen freien Blick ermöglichen.
Das Engagement für den Fischadler hat bei der E.ON edis AG Tradition. Schon viele hundert Fischadler wurden im Laufe der Jahre auf Energiemasten erbrütet und beringt. Der Energieversorger verfügt über speziell geschulte Mitarbeiter, die jährlich die Jungvögel in Horsten auf den Hochspannungsmasten beringen. Kooperiert wird dabei auch mit dem Landesumweltamt Brandenburg, das ein Netzwerk von Horstbetreuern koordiniert, die die jährlichen Bestandsdaten zusammentragen. Mit rund 300 Paaren lebt etwa die Hälfte aller mitteleuropäischen Fischadler in Brandenburg.
In den 1960er Jahren galt der Fischadler in fast ganz Deutschland als ausgestorben. Das Einbringen von chemischen Schutz- und Düngemitteln in die natürliche Nahrungskette, forstwirtschaftliche Eingriffe in die Habitate der Adler und auch direkte Verfolgungen des Zugvogels durch den Menschen führten zu einem fast flächendeckenden Schwund der schönen Vogelart. In den wald- und seenreichen Gebieten Mecklenburg-Vorpommerns und Brandenburgs konnte besonders in jüngster Zeit der Schwund gestoppt und die Grundlagen für eine Ausweitung der Fischadlerbestände gelegt werden.
Als besonders spezialisierter Greifvogel ist diese Adlerart in ihrem ganzen Jagdverhalten und teilweise im Körperbau auf das Erbeuten von Fischen ausgerichtet. Von seinem Ansitz aus oder im Rüttelflug über der Wasserfläche lauert er auf Fischbeute und stößt pfeilschnell herunter. Bis zu einem Meter Wassertiefe kann er Fische ergreifen und dabei kurzzeitig sogar seine Nasenlöcher verschließen. Da er zur Jagd auf eisfreie Gewässer angewiesen ist, ziehen die Vögel nach der Aufzucht und dem Flüggewerden der Jungen etwa im September ins westliche Afrika. Die Elternvögel kehren im Folgejahr zur Märzzeit wieder zurück, die Jungvögel im zweiten oder dritten Jahr. Das Gelege umfasst 1-4 Eier und wird allein vom Weibchen ausgebrütet und bewacht, während das Männchen Nahrung besorgt. Erst ab einem gewissen Alter der Nestlinge verlässt auch die Mutter das Nest, um Nahrung für die Fütterung zu besorgen.
Das Adlerleben lässt sich ebenfalls vor Ort in Groß Schauen in einem Ausstellungsbereich der Heinz Sielmann Stiftung auf dem Gelände der Fischerei Köllnitz erleben.