Martin Kiechl, erster Vorsitzender des Isartalvereins e. V., begrüßte die Anwesenden im örtlichen Gasthaus Aujäger und erläuterte noch einmal die positiven Effekte des Beweidungsprojekts. In einer ersten Pilotphase sei ab dem Jahr 2010 eine erste Fläche von 14,5 Hektar zunächst mit sechs Mutterkühen und deren Kälbern beweidet worden. Der Erfolg dieser Maßnahme für die Biodiversität sei schnell messbar gewesen: Die am Standort vorkommenden Pflanzenarten – unter anderem seltene Orchideen – und Tierarten wurden wieder vielfältiger. In der Konsequenz wurden die Weideflächen in 2012 erstmals erweitert.
„Das Ziel des Projekts, nämlich die Schneeheide-Kiefernwälder und deren Magerrasen zu erhalten und wiederherzustellen, ist im Wesentlichen erreicht und durch die weiter andauernde Beweidung gesichert“, stellte Kiechl fest. Er bedankte sich im Namen des Isartalvereins bei allen Mitwirkenden für die bisherige sehr gute Zusammenarbeit; allen voran den zwei beteiligten Landwirten Manfred Schmidt und Markus Huber, die für die Murnau-Werdenfelser Rinder verantwortlich sind.
„Gigantische Ergebnisse“ für die Artenvielfalt
Auch Josef Niedermaier, Landrat von Bad Tölz-Wolfratshausen, zog mit Blick auf die Entwicklung des Beweidungsprojekts ein sehr positives Fazit und sprach von „gigantischen Ergebnissen“. „Ich glaube, selbst die Fachleute haben so nicht erwartet, was da in relativ kurzer Zeit auf den Weg gebracht wurde“, sagte er. Ausdrücklich lobte er die vorbildhafte Zusammenarbeit der Landesregierung, des Isartalvereins und der Heinz Sielmann Stiftung und kündigte an: „Das ist so ein gutes Projekt, das muss man noch vergrößern und auch weiterbringen.“
Die Nähe der Pupplinger Au zur Münchner Großstadt stellte Niedermaier als große Chance dar, da Interessierte das Gebiet in kurzer Zeit erreichen können. Gleichzeitig sieht er in dem steigenden Tourismusdruck in der Region auch ein Risiko und die Notwendigkeit eines besonderen Flächenschutzes. Dafür sei vor allem öffentliche Aufklärungsarbeit wichtig, betonte Niedermaier: „Es geht immer nur mit Reden, Reden, Reden und Aufklären.“
Durch Rinderdung können mehr Vögel entstehen
Professor Dr. Volker Zahner, Wildtierökologe und Mitglied des Stiftungsrats der Heinz Sielmann Stiftung, bedankte sich insbesondere bei der Margarete Ammon Stiftung, die an diesem Tag durch Projektleiterin Dr. Andrea Hübner vertreten wurde. Die Finanzierung des aktuellen Projektstands durch die Margarete Ammon Stiftung sei „ein ganz wichtiger Baustein“ gewesen.
Zugleich betonte Zahner die Rolle der Murnau-Werdenfelser als "Landschaftsgestalter". Die Rinder würden etwa 1.000 Kilogramm Dung im Monat produzieren. Aus dieser Biomasse können 100 Kilogramm Insekten entstehen und daraus wiederum zehn Kilogramm Vögel beziehungsweise Fledermäuse. „Allein dadurch, dass man diese Nahrungskette zurück in den Auwald bringt, garantiert man Artenvielfalt, Klima-, Landschafts-, Kultur- und Artenschutz. Das schafft dieses Projekt", bilanzierte Zahner.
Kutschfahrt zu den Rindern
Im Anschluss wurden die neu erstellten Informationstafeln präsentiert, die künftig entlang der Projektfläche aufgestellt werden. Sie bieten Naturinteressierten Informationen über das Projekt und wichtige Arten wie das Wald-Wiesenvögelchen oder die Kreuzotter. Außerdem bekamen die anwesenden Gäste die besondere Gelegenheit, an einer Pferdekutschfahrt teilzunehmen und die neuen Weideflächen mitsamt der Rinderherde und dort vorkommender Orchideen aus nächster Nähe zu bestaunen.