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Molche

Kleine Wasserdrachen

Unterschätzte Hüter des Ökosystems

Molche sind faszinierende Tiere, die sowohl im Wasser als auch an Land leben können. Aufgrund ihrer geringen Größe und scheuen Natur werden sie jedoch oft übersehen oder mit Eidechsen verwechselt. Leider bedrohen Lebensraumverlust, Umweltverschmutzung und die Austrocknung von Gewässern das Leben dieser Amphibien. Ihre bevorzugten Lebensräume benötigen dringend Schutz. Häufig werden jedoch Fische in diese Gewässer eingesetzt, was Molche verdrängt. Dabei spielen Molche eine entscheidende Rolle im Ökosystem: Sie helfen, das natürliche Gleichgewicht bestimmter Insektenpopulationen, wie etwa Mücken, zu regulieren. Durch ihre Präsenz tragen sie maßgeblich zur Stabilität und Gesundheit ihres Lebensraums bei.

Molch-Fakten

5 bis 10 Jahre

werden Molche in freier Natur alt

5 Molcharten

leben in Deutschland

100 bis 300 Eier

legt ein Weibchen pro Saison im Durchschnitt

1 Millimeter

sind die Gaumenzähne etwa groß

6 bis 8 Monate

leben die meisten Molcharten jedes Jahr an Land

6 bis 12 Wochen

dauert eine vollständige Erneuerung von Gliedmaßen

Zwischen Wasser und Land

Da Molche Amphibien sind, leben sie sowohl im Wasser als auch an Land. Im Frühjahr leben sie in stehenden oder langsam fließenden Gewässern, wie Teiche, Seen und Bäche, wo sie ihre auffällige Wassertracht mit Rückenkämmen und Flossensäumen entwickeln. Die Gewässer dienen als Laichplätze und Kinderstuben. Jede Molchart hat bestimmte Ansprüche an sein Laichgewässer. Teich- und Kammmolche bevorzugen sonnige, pflanzenreiche Gewässer, während Berg- und Fadenmolche kühlere, schattige Bäche bevorzugen. Molche sind vor allem in fischfreien Gewässern anzutreffen, da Fische ihre Larven fressen. Im Herbst wechseln sie in ihre Landtracht, mit unauffälliger Färbung und wasserabweisender Haut, und sind dann meist nachtaktiv. Sie leben in feuchten Wiesen, Waldrändern oder naturnahen Gärten. Typische Verstecke finden sie unter Holz- oder Steinhaufen, im Wurzelbereich von Bäumen oder in verlassenen Bauen von Kleinsäugern, wie etwa von Feldmäusen, Feldhamstern oder Maulwürfen. Wichtig sind stets ausreichend Versteckmöglichkeiten, die Schutz vor Fressfeinden und widrigen Wetterbedingungen bieten.

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Vorsicht, scharfe Zähne?

Molche sind Fleischfresser: Sie ernähren sich von Insekten, Spinnen, Würmern, Krebstieren, Schnecken und Laich von Amphibien oder sogar Fischen. Sie saugen ihre Beute mit einem schnellen Öffnen des Mauls ein, wobei scharfe Zähne sie festhalten.
Lange nahm man an, Molche würden ihre Beute im Ganzen verschlucken. Beobachtungen von Kopf-, Kiefer- und Zungenbewegungen zeigen jedoch, dass die Molche ihre Beute tatsächlich zerkleinern. Dafür besitzen sie eine sogenannte Gaumenbezahnung. Die bis zu einem Millimeter langen Zähne wachsen ständig nach und helfen, die Nahrung für eine effektivere Verdauung aufzubrechen oder gefährliche Mundwerkzeuge von Insekten unschädlich zu machen.

Molchlarven fressen im Übrigen Kleinkrebse und Wasserinsekten, bevor sie die Jagdtechnik der Erwachsenen übernehmen.

Regenerationswunder – Meister der Heilung

Molche verfügen über die beeindruckende Fähigkeit, Körperteile wie Beine und Schwanz und sogar Organe vollständig nachwachsen zu lassen.

Während beim Menschen nach einem Herzinfarkt das beschädigte Gewebe vernarbt, regeneriert der Molch sein Herz nach einer Schädigung innerhalb von nur zwei Wochen vollständig. Das Geheimnis liegt in den Zellen selbst. Bei Verletzungen der Gliedmaßen bilden sie eine Wundhaut, die Zellen zur Regeneration anregt. Dieses sogenannte Blastem dient als Baustelle für das neue Gewebe. Die Zellen verjüngen sich, verlieren ihre Spezialisierung und beginnen sich zu teilen, um neues Gewebe zu bilden. Der Prozess ist zellspezifisch, da Muskelzellen nur Muskeln und Skelettzellen nur Skelettgewebe regenerieren können. Für eine präzise Rekonstruktion der verlorenen Körperteile führt eine „räumliche Karte“ aus Botenstoffen die Zellen zu den richtigen Stellen. Diese erstaunliche Fähigkeit macht Molche zu Vorbildern in der Erforschung von Regeneration in der Medizin.

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Molch oder Salamander?

Alle Molch-und Salamanderarten gehören zur Ordnung der Schwanzlurche und werden der Familie der Echten Salamander zugeordnet. Dies ist allerdings nicht immer ganz stimmig: Einige Arten, die als Salamander bezeichnet werden, stehen Molchen genetisch näher als anderen Salamandern. Kurz gesagt: Alle Molche sind Salamander, aber nicht alle Salamander sind Molche. Molche und Salamander unterscheiden sich jedoch in ihrer Lebensweise. Molche sind stärker an das Wasser gebunden und haben Flossensäume am Schwanz, während Salamander meist an Land leben und keine Flossensäume besitzen. Beide benötigen zwar Gewässer zur Fortpflanzung, für die Eiablage und Larvenentwicklung, doch Molche verbringen einen größeren Teil ihres Lebens in diesem. An Land besitzen Molche rundlichere Schwänze als Salamander.

Unsere heimischen Molche

Gefahren für Molche

Zerstörte und schwindende Lebensräume sind die größte Bedrohung für den Fortbestand der Molche. Auf der einen Seite führen eine intensivierte Landwirtschaft, Straßenbau und trockengelegte Feuchtgebiete zu Verlust und Trennung seiner Lebensräume, wodurch Populationen isoliert werden und kein genetischer Austausch mehr stattfinden kann. Auf der anderen Seite vergiften Müll, Dünger und andere Umweltgifte seine Habitate. Weiterhin sorgt der Klimawandel für Lebensraumverlust: Dürrezeiten, verbunden mit hohen Temperaturen lassen viele Kleingewässer verschwinden oder trocknen sie zu schnell aus, bevor sich die Larven fertig entwickeln können. Wenn die Molche erfolgreich die Phase der Metamorphose – also der Umwandlung von der wasserlebenden Larve hin zum landlebenden Jungtier mit Lungen und Beinen – geschafft haben, stehen sie vor der nächsten gefährlichen Herausforderung:

Während ihrer Wanderungen zwischen Winterquartieren und Laichgewässern müssen sie oft Straßen überqueren, auf denen schnelle Fahrzeuge ihren sicheren Tod bedeuten. Diese Wanderungen sind für ihre Fortpflanzung und ihr Überleben entscheidend. Der Verlust vieler Molche auf den Straßen hat direkte Auswirkungen auf die Populationen. Gewässer mit steilen oder fehlenden Ufern stellen ebenfalls tödliche Gefahren dar, da die Tiere sie nicht mehr verlassen können. Besonders der Kammmolch, dessen Hauptverbreitungsgebiet in Deutschland liegt, ist laut der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie, einem EU-Abkommen zum Schutz natürlicher Lebensräume und wildlebender Arten, gefährdet und benötigt gezielte Schutzmaßnahmen.

So helfen wir den Molchen

Der Schutz der Molche ist nicht nur für den Erhalt der Artenvielfalt wichtig, sondern auch für das ökologische Gleichgewicht ihrer Lebensräume. Deshalb stellen wir in unseren Projektgebieten und Sielmanns Naturlandschaften Lebensraum wieder her. Mit dem Biotopverbundprojekt streben wir eine Vernetzung der einzelnen Vorkommen an, damit sich die einzelnen Populationen austauschen und ausbreiten können. So soll beispielsweise der Teich „Eichholzbeek“ im Biotopverbund Nette, Landkreis Goslar, zu einer Wohlfühloase für Kammmolche werden.

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