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Wisente und Wildpferde liefern Daten über GPS

Luisa Zielke mit Antenne. Foto: Mathias Putze

Berlin/Elstal – Drei Wisente und drei Przewalski-Pferde in Sielmanns Naturlandschaft Döberitzer Heide tragen seit kurzem ein GPS-Halsband. Die Besenderung der großen Pflanzenfresser ist Teil eines dreijährigen Forschungsprojekts. Die Doktorandin Luisa Zielke hat im Februar 2016 mit ihren Untersuchungen in dem Wildnisgroßprojekt westlich von Berlin begonnen. Ihre Promotionsarbeit wird von der Heinz Sielmann Stiftung, dem Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung im Forschungsverbund Berlin e.V., und der Universität Rostock unterstützt.

Die 26-jährige Landschaftsökologin will zum Abschluss ihrer Arbeit fundierte Aussagen zur Populationsdichte, zum Raumnutzungsverhalten und zu den Futterpräferenzen der Wisente und Przewalski-Pferde in der Döberitzer Heide treffen. Zur Datensammlung werden Kamerafallen und modernste Telemetrie-Halsbänder verwendet. Diese zeichnen über einen Zeitraum von zwei Jahren kontinuierlich die Positionen und Bewegungen der besenderten Wisente und Przewalski-Pferde auf.

Zwei Wisentkühe und ein Bulle sowie drei Przewalski-Wallache wurden Ende August mit diesen Sender-Halsbändern ausgestattet. Die besenderten Tiere befinden sich aktuell in der Eingewöhnungszone des Wildnisgroßprojekts in Sielmanns Naturlandschaft Döberitzer Heide. Interessierte Besucher können mit ein wenig Glück die Tiere vom Zaun aus beobachten.

Was sagen uns die Daten?

In die GPS-Halsbänder sind hochauflösende 3D-Beschleunigungssensoren integriert. Die Sender liefern also sowohl Daten zur Position als auch zum Verhalten - Ruhe, Nahrungsaufnahme oder Fortbewegung - des Halsbandträgers. So kann nachverfolgt werden, in welchen Biotopen – Grasland, Gebüsch, Wald - sich die Tiere während der Nahrungsaufnahme überwiegend aufhalten. Leben sie mehr im Wald oder auf offener Fläche? Zu welcher Tageszeit halten sie sich an welchem Ort auf? Wälzen sie sich oder laufen sie? Die Daten aus den Halsbandsendern geben darüber Auskunft.Darüber hinaus liefern auch Kotproben wertvolle Informationen. Luisa Zielke und ihr Team sammeln regelmäßig kleine Mengen Dung der Tiere ein, um Aufschluss über Nahrungsvorlieben zu erhalten. Auch die DNA der Tiere kann aus dem Kot bestimmt werden. Anhand der unterschiedlichen DNAs kann man Rückschlüsse auf die Zahl der Wisente in der Wildniskernzone ziehen. Ohne diese wissenschaftliche Bestimmung ist die Menge der Tiere in dem 1860 Hektar großen Gelände nur schwer zu schätzen.

Für wie viele Tiere reicht das Futter?

Des Weiteren werden über einen Zeitraum von mindestens zwei Jahren zu allen vier Jahreszeiten Vegetationsproben - zum Beispiel Gras, Blätter oder Zweige -aus den von den Tieren bevorzugten Biotopen entnommen und auf verschiedene ernährungsphysiologische Parameter untersucht. Ziel der Analyse ist die Einschätzung der Versorgung der Tiere mit wichtigen Nährstoffen zu allen Jahreszeiten. Daraus lässt sich schließlich ableiten, wie viele Wisente und Przewalski-Pferde in der Wildniskernzone der Döberitzer Heide koexistieren können.

Arterhalt für gefährdete Großsäuger

Mit dem Einsatz der großen Wildtiere wie Wisent und Przewalski-Pferd in der Döberitzer Heide leistet das Wildnisprojekt der Heinz Sielmann Stiftung einen wichtigen Beitrag zur Erhaltung seltener Großsäugerarten: Der Wisent wurde 2008 von der Weltnaturschutzunion IUCN als „gefährdet“ eingestuft. Im Anhang II der FFH-Richtlinie ist festgelegt, dass der Wisent zu den Tierarten von gemeinschaftlichem Interesse zählt, für deren Erhaltung besondere Schutzgebiete ausgewiesen werden müssen. Das Przewalski-Pferd wurde 2011 von der IUCN als „stark gefährdet“ eingestuft, nachdem es jahrelang als „vom Aussterben bedroht“ gelistet wurde.

Luisa Zielke, Doktorandin und Projektleiterin

Mit ihrer Arbeit will die gebürtige Berlinerin zum besseren Verständnis der Lebensweisen von Wisenten und Przewalski-Pferden beitragen und die Ansprüche der so genannten Großherbivoren an ihren Lebensraum feststellen. Ihren Bachelor und Master absolvierte sie an der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald in der Fachrichtung Landschaftsökologie und Naturschutz. In beiden Abschlussarbeiten widmete sie sich dem Themengebiet der Pferdeernährung.

Sielmanns Naturlandschaft Döberitzer Heide

Wisent und Przewalski-Pferd gestalten und erhalten mit ihrer Lebensweise die Döberitzer Heidelandschaft, die zu den europaweit wertvollsten Lebensräumen für seltene Tier- und Pflanzenarten gehört und deshalb von der EU als FFH-Gebiet eingestuft ist. Durch ihr Fressverhalten, ihre Liegeflächen und die Leidenschaft für ausgiebige Sandbäder tragen die Pflanzenfresser dazu bei, die Flächen von Pflanzenbewuchs offen zu halten. Offene Flächen sind ökologisch erwünscht, denn sie bieten vielfältige Lebensräume für mehr als 5.000 Tier- und Pflanzenarten in der Döberitzer Heide, darunter Seeadler, Wiedehopf und Fischotter sowie Sumpfknabenkraut, Lungenenzian und Sonnentau.

 

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