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Vier Jahre Biotopverbund Bodensee: Von den geplanten 100 Projektmaßnahmen schon 20% verwirklicht

Im Juni 2005 startete der Biotopverbund Bodensee offiziell mit der Einweihung des „Heinz-Sielmann-Weihers“ bei Billafingen. Bis heute sind im Rahmen des Biotopverbund-Masterplans bereits weitere 20 Projekte als hochwertige Lebensräume für bedrohte Artengemeinschaften umgesetzt oder initialisiert worden. Dazu gehören Feuchtbiotope, einzelne Sanierungsprojekte, Maßnahmen für Streuobstwiesen, aber auch Monitoring-Programme.

Dieser Projekterfolg wurde heute auf der jährlichen Sitzung des Kuratoriums für den Biotopverbund Bodensee bekannt gegeben. Inge Sielmann, Kuratoriumsvorsitzende und Stiftungsratsvorsitzende der Heinz Sielmann Stiftung sagte: „Der Naturschutz in der Bodenseeregion gewinnt mit dem Biotopverbund ein Projekt mit überregionaler Ausstrahlungskraft. Wir erfahren große Unterstützung für den weiteren Projektausbau aus allen Bereichen der Gesellschaft“.

Hierzu erläuterten die Vorstände der Heinz Sielmann Stiftung, Michael Spielmann und Walter Stelte: „Die gute Zusammenarbeit der Heinz Sielmann Stiftung mit Partnern vor Ort – Landratsämtern, Rathäusern, Gemeinden – und Institutionen wie der Stiftung Naturschutzfonds Baden-Württemberg und PLENUM tragen entscheidend zum Erfolg des Projektverlaufs bei“. Vor dem Hintergrund des auch im Bodenseegebiet zu verzeichnenden Artenschwundes soll im westlichen Bodenseegebiet auf einer Fläche von ca. 350 km² ein Verbund von über 100 Einzelmaßnahmen entstehen, um gefährdeten Tier- und Pflanzenarten verbesserte Lebensbedingungen zu bieten.

Prof. Peter Berthold, Projektleiter des Biotopverbundes Bodensee betonte für die zukünftige Entwicklung: „Selbst vorerst abgeschlossene Einzelprojekte entwickeln sich dynamisch, von daher sind regelmäßige Beobachtungen, Nachsteuerungen und gegebenenfalls der Einsatz von Pflegemaßnahmen notwendig – so wird im Zeitverlauf der jeweils optimale Biotopzustand erreicht.“

Aktueller Stand der Maßnahmen

Für erfolgreiche Erstprojekte stehen repräsentativ der Heinz-Sielmann-Weiher in Billafingen, der Olsenweiher bei Salem und die Streuobstpflanzungen  in  der  Klosterlandschaft  Birnau.  Als  aktuelles  Beispiel würdigten die Projektträger die wieder hergestellte Strukturvielfalt an der Sipplinger Steiluferlandschaft. Diese eindrucksvolle Kulturlandschaft mit ihrem Mosaik aus Obstwiesen Gärten, Baum- und Strauchgruppen besitzt einen hohen Wert für die Artenvielfalt. Zudem zeigt das Projekt, dass mit passenden Bewirtschaftungsmethoden wie Obstanbau und Weidetierhaltung ein  Nutzen für die Bevölkerung geschaffen wird: unter anderem durch lokale Produkte und Wertschöpfungsketten, CO²-Reduktion und Förderung der regionalen Identität. Es steht beispielhaft dafür, dass sich ein Projekt nach initialem Mitteleinsatz auch langfristig aus sich selbst heraus tragen soll.
  
Zu den neueren, bereits in den Vorjahren begonnenen und bis zum Sommer 2009 abgeschlossenen Projekten gehören außerdem:
  
- Tonpark Herdwangen-Schönach: Renaturierung der Tongrube unter anderem durch die Anlage von Teichen
- Eisweiher bei Stockach: Entschlammung und Erweiterung
- Renaturierung des Hangenbaches: Entfernen des Betonbettes des Bachs auf einer Länge von ca. 700 Metern und - Biotopverbesserungen
- Pflanzungs- und Kartierungsmaßnahmen von Streuobstwiesen an der Konstantinhalde
- Sipplinger Steiluferlandschaft

Weitere Projekte werden derzeit umgesetzt:

- Anlage eines Weihers westlich von Seelfingen: Kauf einer Fläche von ca. 1 Hektar, Anlage eines Weihers von ca. 3.000 m²
- Aubach bei Fricklingen: geplant ist die Anlage eines Weihers sowie weiterer 5 Kleingewässer, außerdem werden 3,3 Hektar Feuchtwiese renaturiert
- Feuchtwiesen bei Elsegg: Ergänzung des bisherigen Flächen-kaufs auf 8 Hektar; Wiedervernässung der Flachmoorwiesen auf insgesamt 13 Hektar und Umsetzung eines Beweidungs-konzepts mit Heckrindern und Hinterwäldern
- Lernort Bauerhof: Umweltbildungsprojekt bei regionalen Bauern

Weiterhin wurden die Grundbedingungen geschaffen für den Start weiterer Projekte in der Saison 2009/2010. Dazu gehören unter anderem die Anlage und Renaturierung von Weihern in Walpertsweiler, Nesselwangen und Bodman.

Projektverläufe spezifisch auf Gegebenheiten zugeschnitten

Die Heinz Sielmann Stiftung arbeitet bei der Realisierung der einzelnen Biotopmaßnahmen eng mit den betreffenden Kommunen zusammen, die teilweise Flächen zur Verfügung stellen oder die von der Stiftung erworbenen Grundstücke langfristig mit Pflegemaßnahmen für den Naturschutz erhalten. Ein jedes Projekt erfordert aufgrund lokaler Gegebenheiten eine spezifische maßgeschneiderte Konzeption.

Dabei wird jeweils von der Lenkungsgruppe des Biotopverbundes unter Leitung von Prof. Berthold eine Projektskizze entwickelt. Diese basiert auf wissenschaftlichen Erkenntnisse über die Ansprüche von Tier- und Pflanzenarten an ihren Lebensraum. Den intensiven Geländeerkundungen folgt die Erstellung eines genauen Plans durch ein beauftragtes Planungsbüro. Nach der abschließenden Genehmigung durch die örtlichen und regionalen Behörden erhalten lokale Bauträger und Firmen die Aufträge zur Ausführung nötiger Bau- und Pflegemaßnahmen.

Der Biotopverbund Bodensee

Im Rahmen des Masterplanes werden hochwertige Lebensräume für spezifische Artengemeinschaften neu geschaffen oder aufgewertet und mit bestehenden räumlich und funktional verbunden. Die Maßnahmen konzentrieren sich auf Feuchtgebiete und sonnenexponierte Hang-lagen, die aufgrund von Nutzungsaufgabe und -änderung ihre ehemalige ökologische Wertigkeit verloren haben. Durch das Modell der Biotopketten erhalten Restpopulationen der Region zunehmend Kontakt zu anderen Vorkommen der gleichen Art. So stabilisieren sich Genpools und Metapopulationsstrukturen.

Wie sich der Biotopverbund Bodensee bewährt, ist an den beiden „ältesten“ Feuchtbiotopen abzulesen: Am Heinz-Sielmann-Weiher in Billafingen konnten nach Anlage bis heute 46 neue Vogelarten nachgewiesen werden – 11 Arten davon haben sich als neue Brutvögel angesiedelt. So haben inzwischen Schwarzkehlchen, Graugans und Wasserralle erfolgreich Junge großgezogen. Bis zum Jahre 2008 sind insgesamt 119 Vogelarten im Weiherbereich beobachtet worden. Im Jahre 2008 hat auch erstmals der Weißstorch gebrütet und sogar drei Junge großgezogen. Auch am Olsenweiher ist das Leben endgültig zurückgekehrt. Mehrere Hundert Tafelenten wurden schon auf dem Zug beobachtet. Schwarzhalstaucher waren wenige Tage nach der Wiederbespannung angekommen und haben mit der Brut begonnen. Baumfalken jagen nach Libellen, und im Schilf sitzen die Laubfrösche.

 

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