© Sielmann-Produktion

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Naturschutz mit neuen Perspektiven

Lange Zeit reichte es der Heinz Sielmann Stiftung aus, mit dem Namen ihres Stifters zu werben. Da der Bekanntheitsgrad des 2006 verstorbenen Naturfilmers allmählich schwindet, war ein Strategiewechsel nötig, der nicht nur das Fundraising, sondern auch die Projektarbeit und die Vermögensanlage betraf. Von Michael Beier, geschäftsführender Vorstand der Heinz Sielmann Stiftung

Die Heinz Sielmann Stiftung lebt vom Mythos ihres Namensgebers. Unsere Spender sind mit der Fernsehserie „Expeditionen ins Tierreich“ groß geworden. Sie verbinden mit dem Namen Heinz Sielmann (1917–2006) schöne Kindheitsmomente.

Doch schon bei den heute unter 40-jährigen ist der Name Heinz Sielmann nicht mehr allgegenwärtig. Dem müssen wir uns stellen, indem wir den Spender von morgen anders ansprechen und neue Zielgruppen erreichen.

Für die Neuspendergewinnung werden wir in Zusammenarbeit mit einer Online-Agentur vom Bodensee unser Online-Fundraising professionalisieren und uns in wenigen Wochen auf allen Kanälen des Social Web neu präsentieren. Dazu gehört auch der häufigere Einsatz von Film und Video, um den Bezug zum Stifter herauszustellen.

Außerdem geht die Stiftung mit der Zeitschrift „Tierwelt live“, die in den Presseshops an den Bahnhöfen erhältlich ist, seit April dieses Jahres gemeinsam mit dem NDR Naturfilm innovative Wege. Die Fernsehsendung „Expedition ins Tierreich“, die Heinz Sielmann einst mitgründete, wird damit crossmedial begleitet. So können jüngere Lesergruppen für die Naturerlebnisangebote der Stiftung begeistert und als spätere Spender gewonnen werden.

Darüber hinaus haben wir uns entschieden, auf den immerhin gut 12.000 Hektar aller Sielmanns Naturlandschaften, der Stiftungszentrale auf Gut Herbigshagen (Südniedersachsen) sowie für sämtliche Umweltbildungsmaßnahmen das Erleben noch direkter, noch haptischer zu gestalten. In Wanninchen (Niederlausitz) wird es beispielsweise zur Kranichzeit im September/Oktober ein verstärktes ornithologisches Angebot geben mit Fotocamps und Filmsafaris.

Vor allem aber werden die Natur-Erlebniszentren neu gestaltet. Dafür bedient sich die Stiftung der Kreativität von Architekten, Designern, Landschaftsarchitekten und Ausstellungsgestaltern. Über zwei Architektenwettbewerbe auf Gut Herbigshagen und in der Döberitzer Heide entstehen drei Besucherzentren, das Schaugehege wird umgestaltet und erweitert.

Die Modernisierung aller Ausstellungen mit neuen Medien und eine interaktive Ansprache der Besucher sind notwendig. Immerhin zählte Gut Herbigshagen 2012 fast 150.000 Besucher, und 15.000 Schüler nutzten die Angebote der Umweltbildung am Grünen Band, der ehemaligen innerdeutschen Grenze.

Zum Glück haben die Organe der Stiftung die Notwendigkeit eines Strategiewechsels erkannt, insbesondere aufgrund der Tatsache, dass die Verpflichtungen aus dem Naturschutz eine spendenunabhängigere Basis benötigen. Das Spendengeschäft ist ein sehr volatiles Geschäft und mit einer Sicht auf drei bis fünf Jahre nicht kalkulierbar. Entsprechend war es notwendig, das Fundraising um die Komponenten CSR-Partnerschaften sowie Großspenden- und Erbschaftsmarketing zu erweitern.

Eine weitere Herausforderung sehen wir darin, dass die Zuflüsse aus Förderprogrammen der öffentlichen Hand auf Dauer geringer werden, weil die Begehrlichkeiten in allen Bereichen steigen. Solange der Naturschutz in der Europäischen Union nur eine untergeordnete Rolle spielt und weit hinter der Landwirtschaft zurückstecken muss, bleibt nur das zivilgesellschaftliche Engagement und das Ehrenamt in Naturschutzprojekten.

Der Strategiewechsel benötigt Kommunikation, Identifikation und ein Wir-Gefühl. Die Stiftung hat deshalb mit einer klaren Positionierung des Stiftungsrates einen Prozess gestartet, der in einer Reihe von Workshops und Einzelgesprächen Neupositionierung von Verantwortung erfolgreich aufzeigt. Dabei setzen wir auf den Kompetenzgewinn des Einzelnen und auf das Können des Teams. Wir sind jetzt nach einem halben Jahr bereits mitten in der Umsetzung.

Ein weiterer wichtiger Schritt für die Zukunftsfähigkeit der Heinz Sielmann Stiftung ist, den nachhaltigen Naturschutz als gesellschaftliche Aufgabe in den Köpfen von Unternehmern und Privatpersonen zu verankern. Wir möchten noch mehr Menschen davon überzeugen, dass der Erhalt der Natur Grundlage allen Lebens ist. Hier müssen wir vorangehen.

Wir denken weit über den eigenen Tellerrand von Sielmanns Naturlandschaften hinaus, um am Ende doch wieder bei ihnen und ihrer stetigen Finanzierung zu landen. Naturschutz zum Nulltarif ist nicht mehr möglich, da wir aufgrund einer Naturschutzrichtlinie verpflichtet sind, ein Gleichgewicht zwischen Feld und Wald herzustellen. Dem kommen wir durch die Haltung von Wisenten, Wildpferden, Rindern, Schafen und Ziegen nach, die bei ihrer Nahrungssuche den Baumwuchs durch Viehverbiss eindämmen.

Gezielt bietet die Heinz Sielmann Stiftung beispielsweise die Großspenderkampagne „Heimat“ für ihr bundesweites Pilotprojekt „Jeder Gemeinde ihr Biotop“ an. Gemeinsam mit den Kommunen richten wir Biotope wie Weiher oder Feuchtwiesen ein, auf denen sich die Artenvielfalt der Region neu entfaltet. Da der Naturschutz hier live beobachtet werden kann, gewinnen wir dafür vor allem Menschen und Unternehmen aus der Umgebung als Spender.

Über die unternehmensverbundenen CSR-Kooperationen eröffnet die Stiftung Firmen den Zugang zu eigenen Naturschutzprojekten, die die Partnerschaft begründen. Weiterhin kreieren wir neuartige Naturschutzprojekte, wie den „Biodiversitäts-Check“. Hierbei überprüfen wir, ob der Wertschöpfungsprozess der teilnehmenden Betriebe nachhaltig ist oder der Natur schadet. Auf diese Weise erhalten wir Zugang zu Entscheidern in Unternehmen, die wir auch für unser Projekt „Vom Büro in die Natur“ als Betriebsausflug begeistern können.

Aus den Kontakten zu den Unternehmern werden sich weitere Synergieeffekte ergeben. So will beispielsweise Panasonic Deutschland unser Angebot „Vom Büro in die Natur“ nutzen, anschließend ein CSR-Projekt gestalten und mit einem finanziellen Beitrag daraus mehreren Schulklassen eine Woche Umweltbildung auf unserem Schulbauernhof in Duderstadt ermöglichen. Weiterhin unterstützt uns Panasonic bei den Naturfilmfestivals in Eckernförde (Schleswig-Holstein), auf dem Darß (Mecklenburg-Vorpommern), in Ludwigsburg und Potsdam. Wir verbinden unser Engagement bei der Förderung des Nachwuchses im Naturfilm mit dem Kids-Programm von Panasonic, und es ergibt sich so eine Win-Win-Situation für beide Partner.

Angesichts des niedrigen Zinsniveaus, das schon längere Zeit unterhalb der Inflationsrate liegt, war schließlich auch ein Umdenken in der Geldanlage nötig. Für die Vermögensanlage hat sich die Stiftung über den Anlagebeirat den Rat und das Wissen von hauptberuflichen Vermögensmanagern aus großen und vermögenden Stiftungen gesichert. Über eine neu eingeführte Anlagerichtlinie wird mir als Vorstand ein weiter Spielraum zur Anlage in allen Assetklassen gewährt und vor allem das Engagement in Aktien, in Unternehmensanleihen und Währungsanleihen verstärkt ermöglicht. Das Vermögensmanagement unterliegt damit einer klaren Risikominimierung und Verlustbegrenzung, ohne noch auf mündelsichere Papiere zu setzen oder in Stein und Holz zu investieren.

Kleinen und mittleren Stiftungen, wie wir es sind, kann ich nur empfehlen, sich auf börsengehandelte Indexfonds (ETFs) und Rohstoffzertifikate (ETCs) zu fokussieren, die börsentäglich handelbar sind, tatsächlich breit den Index abbilden und die global diversifiziert auch die nötige Sicherheit geben. Noch dazu ist dieses Vermögensmanagement kostengünstig in seiner Struktur. Aber auch dafür benötigt jeder Vorstand und Geschäftsführer eine Anlagerichtlinie, die ihm die Leitplanken seines Handelns setzt.

Zusammen mit 13 weiteren Naturschutz-Stiftungen in Niedersachsen haben wir außerdem einen eigenen Stiftungsfonds gegründet und sind so wieder ein Stück besser aufgestellt. Ich bin sehr gespannt auf die mittel- und langfristigen Entwicklungen.

Autoreninformationen:
Michael Beier ist geschäftsführender Vorstand der Heinz Sielmann Stiftung auf Gut Herbigshagen bei Duderstadt. Die von dem bekannten Dokumentarfilmer und seiner Frau Inge im Jahr 1994 gegründete Stiftung ist im Naturschutz engagiert und baut daneben ein Archiv mit Filmen des Stifters auf.

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