„Mit großem Weitblick und Mut haben die beiden Preisträgerinnen jeweils auf ihrem Gebiet neue Maßstäbe hinsichtlich der Vereinbarkeit von ökonomischem Handeln und Artenschutz gesetzt. Mit der Ehrung möchte die Heinz Sielmann Stiftung die gesellschaftliche Relevanz und Pionierleistung der Arbeit von Dr. Anita Idel und Barbara Scheitz hervorheben und würdigen.“, erklärte Dr.-Ing. E.h. Fritz Brickwedde während der heutigen Preisverleihung in der Niedersächsischen Landesvertretung in Berlin. „Die Vereinbarkeit von Ökonomie und Ökologie vor allem in Hinsicht auf die Tierhaltung ist für beide Preisträgerinnen Lebensthema und Herzensanliegen“, betonte der Stiftungsratsvorsitzende der Heinz Sielmann Stiftung.
Dr. Anita Idel: „Die Kuh ist kein Klimakiller“
Die Preisträgerin Dr. Anita Idel ist Tierärztin und Agrarwissenschaftlerin und setzt sich seit mehreren Jahrzehnten öffentlich und politisch für den Natur- und Artenschutz ein. Bekannt geworden ist sie mit ihrem Buch „Die Kuh ist kein Klimakiller“ (Metropolis-Verlag, 2010), in dem sie mit einem hartnäckigen Mythos aufräumt. Sie zeigt auf, dass eine nachhaltige Weidehaltung mit Kühen und anderen Wiederkäuern zur Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit und zur Begrenzung des Klimawandels beitragen kann.
Von 2005 bis 2008 war sie Leadautorin des UN-Weltagrarberichtes (IAASTD). Sie ist Mitbegründerin der AG Kritische Tiermedizin (1982), des Gen-ethischen Netzwerks (1986), der Gesellschaft für Ökologische Tierhaltung (1991), des Conseil Mondial des Eleveurs (1997) und des „Tierärztlichen Forums für verantwortbare Landwirtschaft“ (2012). Sie lehrt an mehreren Universitäten, aktuell in Münster. Als Wirtschaftsmediatorin engagiert sie sich in den Spannungsfeldern zwischen Landwirtschaft und Naturschutz.
Barbara Scheitz: Pionierin des nachhaltigen unternehmerischen Handelns
Die Preisträgerin Barbara Scheitz hat die Andechser Molkerei Scheitz GmbH in den vergangenen 20 Jahren als Gesellschafterin und Geschäftsführerin zu einem zu hundert Prozent ökologisch wirtschaftenden Betrieb ausgebaut. Die in Milchwirtschaft und Betriebswirtschaft ausgebildete Unternehmerin hat den Betrieb seit 2003 konsequent ökologisch weiterentwickelt. Es wird nur Milch verarbeitet, die die Standards der ökologischen Agrarverbände Bioland, Naturland oder Demeter erfüllen.
Seit 2015 zahlt die Andechser Molkerei einen Zuschlag für Weidehaltung an die Erzeuger – in Deutschland bislang einmalig. Auch können seit 2008 alle Andechser Produkte im Internet bezüglich Herkunft und Inhaltsstoffen rückverfolgt werden. Damit hat Barbara Scheitz auf dem Feld des nachhaltigen unternehmerischen Handelns große Pionierarbeit geleistet.
Beide Preisträgerinnen erhielten neben einem Preisgeld von jeweils 5.000 Euro eine Skulptur in Form eines Fischotters – dem Lieblingstier von Heinz Sielmann.
Über den Heinz Sielmann Ehrenpreis
Seit 1994 verleiht die Heinz Sielmann Stiftung den Heinz Sielmann Ehrenpreis an Einzelpersonen, öffentliche Institutionen, Forschungseinrichtungen oder Unternehmen, die sich um den Naturschutz und den Erhalt der Artenvielfalt verdient gemacht haben. Außergewöhnliche Leistungen in der Forschung, Öffentlichkeitsarbeit und Umweltbildung sowie bei der Verwirklichung des Nachhaltigkeitsgedanken in Wirtschaft und Gesellschaft werden mit dem Heinz Sielmann Ehrenpreis ausgezeichnet.
Zu den bisherigen Preisträger:innen gehören unter anderem Matthias Platzeck, ehemaliger Ministerpräsident von Brandenburg, Dirk Steffens, TV-Journalist und Naturschützer, sowie Prof. Dr. Josef Settele, Wissenschaftler und Mitglied des Weltbiodiversitätsrats.