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News & Presse

Frühe Blütenpracht auf Brandenburger Heideflächen

Luftaufnahme vom Heideturm auf dem Heinz-Sielmann-Hügel in der Kyritz-Ruppiner Heide© Volker Gehrmann/www.karacho.berlin

Vielerorts beginnt die Heideblüte in diesem Jahr früher als gewohnt. Grund dafür sind die milde Witterung im Frühjahr und regelmäßige Niederschläge, die für günstige Wachstumsbedingungen sorgen. Die Heinz Sielmann Stiftung, die Naturwacht Brandenburg und die Wildnisstiftung bieten in den kommenden Wochen zahlreiche Möglichkeiten an, die lilafarbene Blütenpracht auf eigene Faust oder im Rahmen von geführten Touren zu erleben.

Die Brandenburger Heide begeistert jedes Jahr zur Blütezeit im Sommer mit ihren ausgedehnten lilafarbenen Blütenteppichen. Vor allem in den Morgen- und Abendstunden wirkt diese karge und doch so artenreiche Landschaft wie verzaubert. Was kaum jemand weiß: Brandenburg ist das Bundesland mit der bundesweit meisten Heidefläche.

Panoramablick auf das Blütenmeer der Kyritz-Ruppiner Heide

Die Kyritz-Ruppiner Heide zwischen Wittstock und Neuruppin zählt zu den bedeutendsten Heideflächen Europas. Für den Naturschutz ist sie auch deshalb so wertvoll, weil das insgesamt 12.700 Hektar große Gebiet nicht von öffentlichen Straßen oder Siedlungen durchschnitten ist. Weite Teile der früher vom Militär als Bombenabwurfplatz genutzten Landschaft dürfen wegen der Munitionsbelastung nicht betreten werden. Rund 4.000 Hektar im Südteil, die heute von der Heinz Sielmann Stiftung geschützt und gepflegt werden, können allerdings auf dem 14 Kilometer langen Heideerlebnisweg zwischen Neuglienicke, Pfalzheim und Rossow durchwandert werden. Der 15 Meter hohe Heideturm auf dem Heinz-Sielmann-Hügel bietet einen spektakulären Panoramablick über die blühende Heidelandschaft. Mit etwas Glück und einem passenden Fernglas können Besucher von hier aus auch seltene Vogelarten wie Wiedehopf oder Heidelerche beobachten. Vom Parkplatz Pfalzheim aus sind es zum Turm nur ein Kilometer Fußweg.

Für alle, die in Berlin oder Umgebung wohnen, bietet sich Sielmanns Naturlandschaft Döberitzer Heide kurz hinter der westlichen Stadtgrenze als Ausflugsziel an. Vom Parkplatz des Natur-Erlebniszentrums Döberitzer Heide in Elstal sind es nur wenige Schritte, bis man die ersten blühenden Heidesträucher erblickt. Die von dort aus abzweigenden Naturlehrpfade und Waldwege laden zu kurzweiligen Spaziergängen ein. Wer zu einer längeren Wandertour aufbrechen möchte, kann den knapp 24 Kilometer langen Rundweg um die Kernzone des weitläufigen Naturschutzgebiets nutzen. Im Natur-Erlebniszentrum informiert eine kostenfreie, multimediale Ausstellung über die verschiedenen Lebensräume und den besonderen Artenreichtum der Döberitzer Heide.

Hier finden Sie mehr Informationen zu Sielmanns Naturlandschaft Kyritz-Ruppiner Heide und Sielmanns Naturlandschaft Döberitzer Heide.

Wildnisgebiete Lieberose und Jüterbog laden zum Heidewandern ein

Im Wildnisgebiet Lieberose, das von der Stiftung Naturlandschaften Brandenburg – Die Wildnisstiftung betreut wird, beobachteten einst ranghohe Militärs vom Feldherrnhügel die Übungen der Soldaten und Manöver der Panzer. Heute kann hier die Aussicht auf neu entstehende Wildnis genossen werden. Eine rollstuhlgerechte Rampe und barrierefreie Wege machen dieses Ausflugsziel für alle erlebbar. Zwei Kilometer Rundwanderwege ermöglichen Einblicke in die artenreichen Lebensräume und deren Bewohner, wie den Wiedehopf oder zahlreiche Schmetterlinge. Das Besondere dabei: Die Aussicht verändert sich an diesem Ort merklich über die Jahre. In dem Wildnisgebiet führt nun ausschließlich die Natur das Regiment. Der natürliche Prozess der Sukzession verwandelt die einstige Offenlandschaft in einen immer dichteren Wald. Der kostenfreie Parkplatz mit Zugang zum Aussichtspunkt und zum Sternenpfad befindet sich an der B168 zwischen Lieberose und Turnow/Peitz. Die Zufahrt zum Parkplatz markiert eine Skulptur mit dem Schriftzug „AUSSICHT“.

Auch im Wildnisgebiet Jüterbog beginnt die Heide allmählich ihre volle Pracht zu entfalten. Das Wegenetz Pechüle-Frankenfelde bietet ein Naturerlebnis mit abwechslungsreichen Landschaften. Besucher können typische Kiefernwälder, Heiden und neu entstehende Wildnis entdecken. Beim Picknick lässt sich der wunderbare Blick vom Keilberg ins Baruther Urstromtal oder ein Froschkonzert an den Teichen bei Frankenfelde genießen. Wer einen Rundweg gehen möchte, kann zwischen den Rundwanderwegen Pechüle (3,8 Kilometer), Felgentreu (3,2 Kilometer) und Frankenförde (4,6 Kilometer) wählen. Alle drei sind durch Verbindungswege miteinander vernetzt, sodass auf dem insgesamt 22 Kilometer umfassenden Wegenetz auch Streckenwanderungen zwischen den Ortschaften möglich sind. Alternativ können Wanderer dem 7,4 Kilometer langen Wanderweg Wurzelberg folgen. Von der Erhebung des Wurzelberges hat man eine gute Aussicht auf eine große Binnendüne als Relikt der letzten Eiszeit und auf die Wildnisentwicklungsflächen.

Hier finden Sie mehr Informationen über die Wildnisgebiete und Veranstaltungsangebote der Wildnisstiftung.

Geführte Touren zur Heideblüte mit der Naturwacht Brandenburg

Am 17. August lädt die Naturwacht Brandenburg in den Naturpark Niederlausitzer Heidelandschaft ganz im Süden des Landes. Gäste dieser RangerTour zur Abendstunde erleben ab 19 Uhr, wie am Horizont die Sonne über den Heideflächen untergeht. Der lila Blütenteppich verblasst vor dem menschlichen Auge und fremde Geräusche wecken die Neugier. Die Gruppe streift zur Abenddämmerung durch die blühende Besenheide und entdeckt mit Hilfe der Rangerin einige eher heimliche Bewohner. Mit etwas Glück ist auch der unverkennbare Klang des Ziegenmelkers – ein Vogel aus der Familie der Nachtschwalben – vor dieser spektakulären Kulisse zu hören. Die Anmeldung ist bis 15. August möglich.

Am 18. August führt Ranger Ingo Höhne durch das FFH-Gebiet „Forst Zinna/Keilberg“ auf den Flächen der Wildnisstiftung bei Jüterbog. Die Heide wird hier als Überlebensraum für Tier- und Pflanzenarten näher vorgestellt ebenso wie die speziellen Anpassungen der Arten für ein Leben auf Sand.

Am 22. und 24. August laden die Rangerinnen und Ranger der Naturwacht in den Norden des Landes zur Kutschfahrt durch die blühende Heide. Im Maultiergespann geht es auf dieser fünfstündigen Fahrt von Lychen aus durch den Naturpark Uckermärkische Seen. Die Kutsche fährt am Lychener Stadtwald vorbei am Stübnitzsee ins Naturschutzgebiet „Kleine Schorfheide“. Hier erfahren die Teilnehmer, wie Ziegen und Schafe mit ihrem Appetit zur Pflege und Offenhaltung der Heideflächen beitragen. Am Capriolenhof lädt die Ziegenkäserei zu einem kleinen Bio-Imbiss. Die Führung durch die Naturwacht ist kostenfrei. Die Kutschfahrt kostet 30 Euro pro Person. Anmeldungen sind jeweils bis vier Tage vor Beginn möglich.

Alle RangerTouren zur Heideblüte sowie Kontaktdaten zur Anmeldung finden Sie hier.

 

HINTERGRUND

Entstehung und Pflege der Heideflächen

Heiden, genauer gesagt die Calluna-Heiden, gehören zu den ältesten Kulturlandschaften Europas. Sie entstanden dort, wo Menschen den Flächen kontinuierlich Nährstoffe entzogen, beispielsweise durch die Beweidung mit Schafen und das Abtragen pflanzlicher Materialien als Einstreu für die Ställe und zur Düngung von Feldern. Dieser Nährstoffentzug schuf perfekte Bedingungen für die „Hungerkünstlerin“ Besenheide (Calluna vulgaris), die als charakteristische Art die so genannten Zwergstrauchheiden Brandenburgs dominiert.

Heute befinden sich die Heiden in Brandenburg fast alle auf ehemaligen Truppenübungsplätzen. Hier konnte die Besenheide überleben, weil Brände, Explosionen und Kettenfahrzeuge die Flächen offen hielten. So konnten schnell wachsende Pflanzen die eher konkurrenzschwache Besenheide nicht überwuchern und verdrängen. Nach dem Ende der militärischen Nutzung müssen zumindest dort, wo die Heideflächen und ihre typische Artengemeinschaft erhalten bleiben sollen, neue Wege beschritten werden.

Die Gebiete Kyritz-Ruppiner Heide, Kleine Schorfheide, Schönower Heide, Reicherskreuzer Heide, Döberitzer Heide und Forsthaus Prösa werden in diesem Sinne bewusst gepflegt und offen gehalten. Durch Beweidung mit Schafen und Ziegen, regelmäßige Mahd oder auch das Heidebrennen werden die Calluna-Heiden verjüngt und konkurrierende Büsche und Bäume entfernt. Eine echte Herausforderung für Flächenbesitzer wie die Heinz Sielmann Stiftung, bedenkt man die enormen Munitions-Altlasten auf den meisten ehemaligen Militärflächen.

Andere Heideflächen wie die bei Lieberose und Jüterbog sind als so genannte Wildnisgebiete ausgewiesen. Hier ist die Natur sich selbst überlassen. Die Stiftung Naturlandschaften Brandenburg – Die Wildnisstiftung sichert und vernetzt solche großen Wildnisgebiete und macht sie für die Menschen erlebbar. Auf ihren Stiftungsflächen kann sich die Natur frei entfalten und Wildnis entwickelt sich.

Lebensraum für seltene Arten

Mit Blick auf die Flora sind Heiden eher artenarm. Neben der namensgebenden Calluna-Heide wachsen hier Besenginster, Silbergras, Sand-Segge, Kleines Habichtskraut, Bauernsenf und Frühlings-Spergel. Auch einige Flechten und Moose kommen vor. Betrachtet man hingegen die Fauna, entpuppt sich die Heide als Refugium vieler seltener und geschützter Tierarten. Ziegenmelker, Heidelerche und Wiedehopf fühlen sich auf den trockenen Heideflächen wohl. Hier finden sie durch die große Insektenvielfalt reichlich Nahrung.

Auch der Rothirsch findet hier zu seinen ursprünglichen Verhaltensweisen zurück. Erst die Jagd drängte die Tiere hierzulande in die Wälder und zur Nachtaktivität. Auf den großen Heideflächen zeigt sich das Rotwild wieder in großen Rudeln und häufig am Tage. Auch der Wolf kehrte Anfang der 1990er Jahre nach Brandenburg zurück und findet auf den ehemaligen Truppenübungsplätzen hinreichend Rückzugsorte und Nahrung.

Übrigens: Das Wort „Heide“ deutet nicht zwingend auf die lila blühende Calluna-Heide hin. Historisch bezeichnet der Begriff vielmehr die Allmende, also die von den örtlichen Bauern gemeinschaftlich genutzten Weideflächen und Hute-Wälder. Mancherorts wird man also vergebens nach der schönen lila Calluna-Blüte Ausschau halten, obwohl die „Heide“ im Orts- oder Gebietsnamen ihr Vorkommen zunächst vermuten lässt.

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