Die erste Herde hat Nesges bereits am 1. April gebracht, eine weitere kleine Gruppe von Schafen und Ziegen ist Mitte April in der Nordheide des ehemaligen Truppenübungsplatzes angekommen. In großen Transportern stehen die Tiere während der Fahrt auf mehreren Ebenen. Diese können für das Auf- und Abladen wie ein Fahrstuhl bewegt werden. Die Technik vergrößert die Ladekapazitäten und hat den Vorteil, dass das Abladen grüppchenweise von statten geht. So entsteht kein gefährliches Gedrängel.
Ideale Landschaftspfleger
Mit ihren Futtervorlieben und ihrer Genügsamkeit sind Schafe und Ziegen ideale Landschaftspfleger für die Trockenrasen und Magerwiesen in der Döberitzer Heide. Der Schäfer hat in seiner Herde Schwarzköpfige Fleischschafe, Heidschnucken und Bentheimer Landschafe sowie schwarze, weiße und braune Edelziegen.
Topfschnitt für Bäume
Die Schafe bevorzugen magere Gräser, die Ziegen knabbern am liebsten an Blättern, kleinen Ästen und dünnen Stämmen. Was man bei sich im Garten nicht so gern hätte, ist in dem weitläufigen Naturschutzgebiet gerade erwünscht. Der Aufwuchs von Bäumen und Sträuchern soll an vielen Stellen verhindert werden, damit die Offenlandschaft für die wärmeliebenden Arten erhalten bleibt. Dort, wo Ziegen gefressen haben, sehen die Bäume wie frisiert aus. Die Äste enden wie beim Topfschnitt alle etwa auf der gleichen Höhe – soweit die Ziegen eben kommen. Um die köstlichen frischen grünen Triebe zu erreichen, stellen die Ziegen sich gern auch mal auf die Hinterbeine.
300 Hektar bis zum Spätherbst
Die Tiere bleiben je nach Futterlage voraussichtlich bis zum Spätherbst. Insgesamt halten die beiden Herden mit je rund 1000 Tieren pro Saison 300 Hektar kurz. Die beiden Herden in der Döberitzer Heide werden von je zwei Schäfern betreut. Die erfahrenen Männer sorgen dafür, dass es den Tieren gut geht. Sie kontrollieren täglich, ob die Schafe und Ziegen gesund sind und sorgen dafür, dass sie immer genug Futter und Wasser haben. Insbesondere die Mutterschafe und Lämmer brauchen viel Aufmerksamkeit. Tagsüber ziehen sie mit ihnen zu den Weideflächen, abends zäunen sie sie mit einem mobilen Schafzaun ein. Der Zaun steht unter Strom, damit sich kein Tier über Nacht davon macht oder andere Tiere in den Schafpferch eindringen können. In der Döberitzer Heide arbeiten die Schäfer mit Hütehunden, aber ohne die großen Herdenschutzhunde, damit es keine Konflikte mit Wanderern und deren Hunden gibt. Begegnungen mit einem Wolf hat es in der Döberitzer Heide bisher nicht gegeben.
Hintergrund
Viele seltene Insekten und Vögel bevorzugen die offene und halboffene Landschaft der Döberitzer Heide mit ihren lichten Eichenwäldern und offenen sandigen oder feuchten Flächen. Im Sandboden finden seltene Wildbienen Brutplätze, große und kleine Falter finden passende Nahrung an den Waldrändern. Vögel wie Wiedehopf und Wendehals, Steinschmätzer und Heidelerche, die man in der Agrarlandschaft sonst kaum mehr findet, leben auf der 3650 Hektar großen Fläche in zunehmender Zahl. In den feuchten Bereichen fühlen sich Kranich, Fischotter und die bundesweit stark gefährdete Rotbauchunke wohl. Deshalb genießt Sielmanns Naturlandschaft Döberitzer Heide als Flora-Fauna-Habitat (FFH) den höchsten europäischen Schutz und ist zu großen Teilen als Vogelschutzgebiet ausgewiesen.