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Ein guter Tag für Biene Majas wilde Schwestern

Zaunrüben-Sandbiene (Andrena florea). Foto: Heinz Sielmann Stiftung

Am Freitag den 27. April hatten sich im zuständigen EU-Ausschuss 16 Länder für das Verbot von drei Neonicotinoiden im Freiland ausgesprochen – eine knappe Mehrheit. Der Entscheidung war eine öffentliche Diskussion um die derzeitige Praxis in der Landwirtschaft vorausgegangen. Mehrere aktuelle Studien liefern Hinweise darauf, dass die vorkommenden Mengen der drei Pestizide die Insekten vergiften können.

„Es ist ein guter Anfang!“ oder „Ein Schritt in die richtige Richtung.“ Aber auch: „Warum tut man sich so schwer, wenn es darum geht Gift zu verbieten?“. Solche und ähnliche Meldungen füllen am Freitag den 27. April die Kommentarspalte auf unserer Facebookseite. Die Nutzer kommentieren einen Beitrag zum erfolgreichen Verbot der als insektenschädlich geltenden Neonicotinoide Imidacloprid, Clothianidin und Thiamethoxam im Freiland. Es sind synthetische Wirkstoffe, die in der Landwirtschaft als Pflanzenschutzmittel angewendet werden. Sie wirken für Bienen und ihre wilden Verwandten als Nervengifte. Lähmungen, Unfruchtbarkeit oder „Gedächtnisverlust“ sind die Folge – die Tiere finden ihr Nest oder die Futterpflanzen nicht wieder.

Zulassung von Glyphosat wurde im letzten Jahr verlängert

Das Verbot der drei Wirkstoffe im Freiland ist tatsächlich der erste Schritt in die richtige Richtung. Eine solche Entscheidung auf europäischer Ebene ist ein verhältnismäßig großer Eingriff in die landwirtschaftliche Praxis. Dieses Mal stimmte auch Deutschland für das Verbot. Noch im vergangenen November hatte der damalige Landwirtschaftsminister Schmidt (CSU) im Alleingang für eine Verlängerung der EU-weiten Zulassung des umstrittenen Herbizides Glyphosat gestimmt.  Das deutsche Votum war ausschlaggebend für die Verlängerung der Zulassung. Die öffentliche Präsenz des Themas ist seit dem mit den Diskussionen um das Insektensterben enorm gestiegen. Nun müssen konkrete Maßnahmen umgesetzt werden, um den gefährlichen Trend umzukehren. Denn das Netz des Lebens trägt auch uns Menschen – und wir wissen nicht, wie lange es noch hält, bevor die filigranen Fäden reißen.

Eine bizarre Situation

Im Rahmen des letzten Sielmann-Dialogs wies Prof. Dr. Josef Settele, Agarbiologie und Ökologe am Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung, auf folgenden Sachverhalt hin: „Es ist oft schwierig die beobachteten Rückgänge [bei bestäubenden Insekten] bestimmten Ursachen zuzuordnen. Und dennoch wissen wir eine ganze Menge. Die Aussage, dass wir nichts machen könnten, nicht handeln könnten, ist natürlich völlig unrealistisch. Wir wissen so viel, dass wir agieren können. Während die Politik sagt „Wir müssen forschen!“ sind die Wissenschaftler der Meinung, wir können handeln“.

Verbot ist nur ein erster Schritt

Die Einschränkung der Nutzung von Neonicotinoiden kann nur ein Baustein einer dringend nötigen Agrarwende sein. Wir brauchen eine mutige und zukunftsfähige Agrarpolitik – in Deutschland und der Europäischen Union. Landwirtschaft und Naturschutz werden immer noch als Gegenspieler gesehen und instrumentalisiert. Eine neue EU-Agrarpolitik, die nennenswerte Umwelteffekte auslöst, ist überfällig. Denn den Insekten machen nicht nur die Pestizide zu schaffen. Immer weniger Wildblumen als Nahrungsquelle und der Erhalt ihrer Lebensräume müssen genauso wie Alternativen zu Ackergiften im Fokus stehen. Die Art der landwirtschaftlichen Nutzung wird maßgeblich von den Förderbedingungen der Europäischen Agrarpolitik vorgegeben. Die öffentliche Debatte über das Insektensterben, den Einsatz von Insektiziden und den Flächenverbrauch hat Schwung. Das ist eine große Chance. Die Verwendung des enorme Budgets, mit dem die konventionelle Landwirtschaft gefördert wird, wird hinterfragt. Bürger fordern „öffentliches Geld für öffentliche Güter“ – auch Stiftungen und Verbände sehen eine Lösung in der Verknüpfung des Agrarbudgets mit den Zielen des Umwelt- und Naturschutzes im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung.

Jeder kann helfen

Aber auch jeder einzelne von uns kann etwas für eine Agrarwende und gegen das Insektensterben tun. Die Handlungsmöglichkeiten reichen vom politischen Engagement bis zum bienenfreundlichen Garten. Erfahren Sie hier mehr darüber, wie sie Biene Majas wilden Schwestern helfen können.

 

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