Naturnahe Gärten sind Oasen für Mensch und Tier
Die Heinz Sielmann Stiftung möchte mit der Wahl darauf aufmerksam machen, dass naturnahe Gärten, Balkone, Hinterhöfe oder Grünflächen wertvolle Rückzugsräume für verschiedenste Tiere sind. „Unsere tierischen Gartengäste brauchen Strukturvielfalt, die es nur auf naturnah gestalteten Flächen gibt. Häufig gibt es in Siedlungsbereichen sogar eine größere Artenvielfalt als auf dem Land“, erklärt Dr. Hannes Petrischak, Leiter des Geschäftsbereichs Naturschutz bei der Heinz Sielmann Stiftung und Autor des Spiegel-Bestsellers „Gartensafari – Der heimischen Natur auf der Spur“.
Online abstimmen und gewinnen
Das Besondere an der Gartentierwahl ist, dass anstatt eines Fachgremiums das Publikum über den Gewinner entscheidet. Alle naturbegeisterten Menschen können online ihre Stimme abgeben. Unter www.sielmann-stiftung.de/gartentier kann man einen von sechs Kandidaten wählen. Unter allen Teilnehmenden werden attraktive Preise verlost. Die Wahl endet am 11. Juni, das Gewinner-Tier wird am 12. Juni bekannt gegeben.
Die Kandidaten im Portrait
Alle sechs Kandidaten sind Gäste in unseren Gärten. Der Verlust naturnaher Strukturen durch falsch verstandenen Ordnungssinn, den Einsatz chemischer Dünger oder die Anwendung von Pflanzenschutz- und Insektenvernichtungsmitteln machen ihnen jedoch zu schaffen.
Die Garten-Hummel trägt den Garten zwar im Namen, ist aber eine eher seltene Art. Wenn sie ein reiches Blütenangebot heimischer Wildpflanzen und verlassene Mäusegänge als Nistplatz findet, bleibt sie aber gern. Häufig kehren die Töchter der Königinnen für den Nestbau an den gleichen Platz zurück wie ihre Mütter. Die fliegenden Teddys sind einfach zu erkennen: Ihr Po ist weiß bepelzt und der schwarze Körper mit drei goldgelben Querstreifen geschmückt. Mit ihrem extrem langen Rüssel können sie bis zu zwei Zentimeter tief in Blüten hinabtauchen, um Nektar zu saugen. Das macht sie zu wertvollen Bestäubern von Obstbäumen, Beerenbüschen und Blumen im Garten.
Die Mönchsgrasmücke gehört zu den Singvögeln und ist unsere häufigste Grasmückenart. Ihr ursprünglicher Lebensraum sind lichte und gebüschreiche Wälder. Kein Wunder, dass sie sich in Gärten wohlfühlt. Im Frühjahr kehren die Singvögel aus den südlichen Winterquartieren zurück. Mit einem melodischen Gesang steckt das Männchen lautstark die Grenzen seines Reviers ab. Den Namen hat die Art von der schwarzen Federhaube des Männchens bekommen, die aussieht wie Pileolus, die Kopfbedeckung katholischer Würdenträger. Das Weibchen hält sich mit einer rostbraunen Kappe farblich etwas mehr zurück. Nester werden in dichten Hecken oder Gebüschen angelegt. Dort finden sie auch zahlreiche Insekten, die sie zur Aufzucht der Küken benötigen.
Vielleicht nicht das schönste, aber das nützlichste Gartentier ist der Regenwurm. Er sorgt für nährstoffreichen Gartenboden, außerdem belüften seine Gänge das Erdreich. In Deutschland leben 46 Regenwurmarten. Ein Regenwurm frisst täglich etwa die Hälfte seines Körpergewichts und setzt Laub und anderes totes Pflanzenmaterial so zu wertvollem Humus um. Sind genügend Regenwürmer in der Gartenerde, kann man sich das mühevolle Umgraben im Beet sparen. Im Gegenteil – Umgraben bringt die natürliche Ordnung im Boden durcheinander und kann sogar kontraproduktiv sein. Oft reicht es, die Oberfläche im Gemüsebeet zu lockern.
Wie krabbelnde Edelsteine, etwas behäbig, aber wunderhübsch anzusehen, erobern die Goldglänzenden Rosenkäfer im Frühling und Sommer die Blüten im Garten. Sie sind auf der Suche nach Nektar und Pollen. Aber nicht nur das Nahrungsangebot lockt. Die Blüten sind auch Rendezvousplatz. Bei der Paarung bilden die schillernden Käfer einen Doppeldecker. Ihre harten Flügeldecken glänzen in verschiedenen Gold- oder Purpurtönen. Die Larven leben im Untergrund. Sie ernähren sich, im Gegensatz zu anderen Engerlingen, von totem Pflanzenmaterial und schaden den Gartenpflanzen nicht. Ein Kompost oder eine Ecke mit Totholz werden so zur Kinderstube der Rosenkäfer.
Ein Schwalbenschwanz im Garten ist meist eine kleine Überraschung. Der große Edelfalter macht mit seiner Farbenpracht und Spannweite bis zu siebeneinhalb Zentimetern auch mächtig Eindruck. Seine Raupen stehen ihm in nichts nach. Ältere Raupen sind giftgrün mit schwarzen Streifen und orange-gelben Punkten. So signalisieren sie: Ich bin ungenießbar, es lohnt sich nicht, mich zu fressen! Wilde Möhre im Blumenbeet nutzt der Schwalbenschwanz als Eiablageplatz. Aber auch Kräuter und Gemüse wie Gartenmöhre, Petersilie, Fenchel oder Dill dienen den Raupen als Nahrung. Der Schmetterling überwintert als Puppe, aus der im April der fertige Falter schlüpft.
Mauswiesel oder Hermelin? Erhascht man einen Blick auf den Schwanz des kleinen Gartenbesuchers, kann man die Arten leicht unterscheiden. Dem Mauswiesel fehlt die charakteristische schwarze Schwanzspitze. Mäuse stehen auf seiner Speisekarte ganz oben. Als Gartengast reguliert das Mauswiesel die Mäusepopulation. Es braucht ausreichend Versteckmöglichkeiten und einen Ort für die Aufzucht der Jungtiere. Wilde Gartenecken mit Totholz, Steinhaufen und Reisig dürfen also nicht fehlen.