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Biber

Landschaftsgestalter für mehr Artenvielfalt

Architekt für den Artenschutz

Der Europäische Biber (Castor fiber) ist Europas größtes Nagetier. Mit seinen starken Zähnen baut er fleißig neue Burgen und leistet damit enorme Arbeit für den Artenschutz. Allerdings wurde ihm sein dichtes, wärmendes Fell beinahe zum Verhängnis. Der Mensch jagte ihn fast bis zur Ausrottung, um aus ihm Medikamente, Pelze und eine Fastenmahlzeit herzustellen. Glücklicherweise haben Schutzstatus und Auswilderungen die Bestände hierzulande wieder wachsen lassen. Mittlerweile sind Biber auch auf einigen Flächen der Sielmann Stiftung wieder anwesend und wir schätzen ihren Beitrag zur Strukturvielfalt.

Biber-Fakten

1,30 Meter

Meter lang kann ein ausgewachsener Biber werden

1-2 Kilogramm

Nahrung braucht ein Biber täglich.

3-5 Minuten

dauert ein durchschnittlicher Tauchgang des Bibers. Bei Gefahr sogar bis zu 20 Minuten.

50 mal

mehr Fische leben an Biberburgen und -dämmen als in der Umgebung.

23.000 Haare pro cm²

dicht ist Biberfell und schützt vor Nässe und Auskühlung (zum Vergleich: Beim Menschen sind es 600 pro cm²).

40.000 Biber

leben in etwa in Deutschland

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Auen als bevorzugtes Terrain

Am liebsten hält sich der Biber an Flüssen, Seen und in morastigen Auenlandschaften auf, die mit abgestorbenen Bäumen, Tümpeln und Feuchtwiesen beste Voraussetzungen für seine Behausungen bieten. Er bevorzugt Gebiete mit reichlich vorhandenen Baumaterialien wie Weiden, Pappeln und Espen, die er für seine Bautätigkeit benötigt. Er nagt Zweige und Äste ab, um aus ihnen angefüllt mit Schlamm eine Biberburg zu bauen.

Damit der Eingang seiner Festung geschützt vor Feinden dauerhaft unterhalb der Wasseroberfläche liegt, staut der Biber kurzerhand das Wasser, indem er mithilfe seiner starken Zähne Bäume fällt, deren Äste durchs Wasser schleift und damit stabile Dämme baut. So entsteht ein Biberteich.

Landschaftsgestalter per excellance

Biber-Konstruktionen verändern die Gewässerlandschaft und schaffen vielfältige Lebensräume für eine Vielzahl von Pflanzen- und Tierarten: Durch den Bau von Dämmen entstehen Überflutungsgebiete, in denen sich vor allem in extrem heißen Sommern Wasser sammeln kann, wo es sonst verdunstet wäre. Läuft der Biberteich über, entsteht ein komplexes Wassersystem mit stehenden und unterschiedlich schnell fließenden Gewässerabschnitten, Weichholzauen, Schilfzonen und Feuchtwiesen. Von derlei Rückzugsorten profitieren nicht nur wassergebundene Tiere, sondern vom gespeicherten Grundwasser auch die Landwirtschaft. Zudem dienen solche Feuchtgebiete als Wasserfilter und können Überschwemmungen abpuffern.

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Artenreiche Biberheimat

Wo Biber leben, können in den Lücken der von ihnen gefällten Bäume Pflanzen mit ganz unterschiedlichen Lichtbedürfnissen wachsen. Vor dem Biberdamm lagern sich Nährstoffe als Sediment ab und werden von Pflanzen wie beispielsweise Schilf zum Wachsen genutzt. Dieses dient wiederum als Versteck für Wasservögel wie die Rohrdommel sowie Fischottern, Fröschen, Gelbbauchunken und Fischen. Auch das Totholz der vom Biber abgenagten Bäume ist neuer Lebensräume für seltene Tiere und Pflanzen wie Kleinsäuger, Fledermäuse, Pilze, Vögel und viele Insekten. Die zahlreichen Versteckmöglichkeiten durch die Bauaktivitäten des Bibers bieten zusätzliche Nist- und Brutplätze. Das Artenspektrum steigt in den vom Biber bewohnten Gebieten immens.

Der Biber – ein Problemtier?

Makroaufnahme eines großen Lindenbaumstumpfes, an dem ein Biber deutliche Nagespuren hinterlassen hat© lainen / stock.adobe.com

Die menschliche Wahrnehmung des Bibers als Problem ist oft durch menschliche Interessen und wirtschaftliche Belangen geprägt. Landwirte und Grundstücksbesitzer sehen den Biber häufig als Bedrohung für ihre Felder und Wälder, da seine Dämme Überschwemmungen verursachen können, die Ernten ruinieren und Eigentum beschädigen. Auch Fischzüchter und Teichbesitzer leiden unter den Veränderungen der Wasserstände durch Biberdämme.

Doch der Biber spielt eine wichtige Rolle im Ökosystem, indem er Lebensräume für verschiedene Arten schafft und zur Biodiversität beiträgt. Seine Dämme können mitunter sogar Überschwemmungen reduzieren und die Wasserqualität verbessern. Die Hauptaktivitäten der Biber begrenzen sich dabei auf rund 20 Meter um Gewässer oder Flüsse. Überließen wir den Bibern diesen Raum um die Gewässer, hätte das enorme Vorteile für Wasserrückhalt und Biodiversität und Nutzungskonflikte wären größtenteils minimiert.

 

  • Eine Übervermehrung des Bibers ist biologisch ausgeschlossen. Da Biber sehr territorial sind, bleibt ihre Anzahl innerhalb eines Reviers nahezu konstant. Oft lebt ein Elternpaar gemeinsam mit den Jungtieren aus dem aktuellen Jahr und dem Vorjahr auf einem Gebiet von etwa drei Kilometern Uferlänge. Noch älterer Nachwuchs wird im Sommer aus dem elterlichen Quartier verstoßen und muss sich selbst ein Revier suchen. Bestehende Reviere verteidigen die aktuellen Besitzer vehement durch Beißen. So ist das Biber-Vorkommen auf einer bestimmten Fläche also von Natur aus streng begrenzt.

Gefahren für den Biber

Eine der größten Gefahren für den Biber ist der Verlust und die Fragmentierung seines Lebensraums durch menschliche Aktivitäten wie Landwirtschaft, Siedlungsentwicklung und Wasserkraftprojekte. Ausgebaute, kanalisierte und begradigte Flussufer sowie trockengelegte Feuchtgebiete nehmen dem Biber seine Lebensgrundlagen.

Klimawandelbedingte Phänomene wie Dürren und Hochwasser beeinträchtigen ebenfalls seine Lebensbedingungen, indem sie natürliche Wasserläufe verändern und die Verfügbarkeit von Nahrung und Baumaterialien reduzieren. Hinzu kommen durch Müll und Chemikalien verschmutzte Gewässer. Darüber hinaus führen Kollisionen mit Fahrzeugen und illegaler Abschuss in einigen Regionen zu einem Rückgang der Biberpopulationen.

Das tun wir zum Schutz des Bibers

Der Schutz und der Erhalt des Lebensraums des Bibers sind entscheidend für das Überleben der Biber und ihrer ökologischen Funktion für die Artenvielfalt. Indem wir Flächen erwerben und sie sich selbst überlassen oder maximal einer extensiven Nutzung zuführen, können wertvolle Lebensräume für den Biber erhalten bleiben. So gestaltet der Biber beispielsweise aktiv unsere Naturlandschaften in der Tangersdorfer und der Döberitzer Heide mit.

Außerdem setzen wir uns für naturbelassene Uferbereiche mit naturnaher Auwald-Vegetation ein. So ist der Biber zum Beispiel auch in unseren Biotopverbünden am Flüthewehr bei Göttingen und im Nettetal zuhause. Die dichten, typischen Auwaldbäume wie Weide oder Erle, die vom Biber gefällt werden, haben den den Vorteil, dass sie im darauffolgenden Jahr wieder neu aus ihren Baumstümpfen heraus austreiben und der Natur erhalten bleiben.

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