© Tanja M. Marotzke

Schutzprojekt Europäische Sumpfschildkröte

Die Schildkröte der Moore kehrt zurück

Die Europäische Sumpfschildkröte (Emys orbicularis) ist Deutschlands einzige heimische Schildkrötenart. Die scheue Moorbewohnerin kann bis zu 100 Jahre alt werden und über ein Kilogramm auf die Waage bringen. In ihrem ursprünglichen Verbreitungsgebiet ist sie bereits vielerorts ausgestorben.

 

Dr. Norbert Schneeweiß mit Sumpfschildkröte© Tanja M. Marotzke

Bestehende Lebensräume befinden sich in gewässereichen Gebieten im nördlichen Brandenburg. Nach ausführlichen Untersuchungen ist ein weiteres Gebiet als tauglich für eine Wiederansiedlung befunden worden. Dies soll den Grundstein für eine Brücke zwischen den Reliktpopulationen und anderen Wiederansiedlungsgebieten schaffen. Die ersten Ansiedlungsversuche wurden 2021 unternommen. Damit die Bestände stabil bleiben, benötigt die Sumpfschildkröte allerdings menschliche Hilfe. Die Arbeitsgemeinschaft Natur- und Artenschutz unterstützt die natürliche Schildkröten-Population durch Nachzucht und Auswilderung. Die für die Erhaltungszucht 2020 ausgebauten Zucht- und Freiluftanlagen wurden auch 2023 intensiv genutzt.

© Tanja M. Marotzke

Besonders erfreulich waren drei durch Wildkameras dokumentierte Eiablagen auf dem Gelegehügel der 2020 neu angelegten Teichlandschaft. Der Zuchterfolg lag wieder bei fast 150 Schlüpflingen aus 28 Gelegen. Die im Vorjahr aufgestellten vier Hälterungsboxen, in denen 2-jährige Schildkröten von Mai bis August durch Anpassung an natürliche Klimabedingungen auf die Auswilderung vorbereitet werden, waren auch wieder voll belegt. 

Das zur Bestandsstützung nötige Monitoring wurde in fünf der sechs Projektgebieten ausgeführt. Dazu gehörten die Sicherung und Kontrolle von Eiablageplätzen, regelmäßige Begehungen der Lebensräume inklusive Monitoring von Wasserpegelständen, Vermessen und Fotografieren von eierlegenden Weibchen sowie eine detaillierte Individualerfassung von Schildkröten durch Digiskopie.   

Sumpfschildkröte guckt in die Kamera© Tanja Marotzke

Zwischen 2021 und 2023 wurden im Wiederansiedlungsgebiet insgesamt 80 zweijährige Sumpfschildkröten ausgesetzt, die alle individuell fotografiert und vermessen wurden. Die Daten sind in einer Datenbank gespeichert und ermöglichen so noch Jahre später eine individuelle Wiedererkennung der betreffenden Schildkröten. Da die jungen Tiere sehr scheu und gut getarnt sind, hängt die Sichtungsrate erheblich von Zufällen ab. Deshalb kann bislang noch keinen Rückschluss auf die Erfolgsrate gezogen werden.  

Auch für 2023 ist zu vermerken, dass die wiederholten Dürreperioden sowie die anhaltend stark negativen klimatischen Wasserbilanzen der letzten sechs Jahre besonders für die aquatischen Lebensräume drastische Auswirkungen zeigten. Mehrere Wohngewässer sind nunmehr bereits über längere Zeiträume vollständig ausgetrocknet. Umso erfreulicher ist die gestiegene Anzahl von im Freiland lokalisierten Gelegen mit befruchteten Eiern.  

Die Heinz Sielmann Stiftung unterstützt die Arbeit des Vereins seit vielen Jahren, derzeit mit einer Förderung in Höhe von 51.110 Euro für die Projektlaufzeit von 2020 bis 2024.

  • Trotz intensiven Monitorings konnten 2021 nur drei Eiablagen registriert werden, zuzüglich eines geplünderten Nestes. Das Austrocknen von Gewässern und der damit verbundene Zusammenbruch einiger Populationen sind wesentliche Gründe für diese niedrige Zahl. Insgesamt wurden in den Projektgebieten 16 Wildkameras aufgestellt, ausgelesen und die Daten dokumentiert. Dabei konnten wie im letzten Jahr etwa 30 verschiedene Arten, inklusive Wasservögel, und bis zu zehn Randsiedler oder Nahrungsgäste dokumentiert werden.

     

     

Kontakt

Arbeitsgemeinschaft Natur- und Artenschutz - AGENA e.V.

Nauener Straße 68
16833 Fehrbellin Linum

E-Mail: info@agnatur.net

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