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Waldrappe auf dem Weg - Ibisse aus Deutschland gehen auf große Flugreise

Das weltweit einzigartige, wissenschaftliche Vogel-Projekt des Waldrappteams nimmt seinen geplanten Verlauf: 12 von menschlichen Zieheltern aufgezogene Jungvögel der in Deutschland seit 350 Jahren ausgestorbenen Ibisart schwangen sich am vergangenen Sonntag in Südbayern in die Luft. Geführt von einem Ultraleicht-Fluggerät starteten sie eine Reise über mehr als 1400 Kilometer in ein geeignetes Wintergebiet in der Toskana.

Die Heinz Sielmann Stiftung bemüht sich mit dem Waldrappteam aus Österreich, die Vögel im Alpenraum wieder heimisch zu machen.

Das Ziel dieses Projektes ist klar beschrieben: Der eigentümliche Waldrapp soll sich wieder seine ehemaligen heimischen Lebensräume im Alpenraum erschließen. Vor rund 400 Jahren sind die letzten europäischen Waldrappe verschwunden. Heute gibt es weltweit nur mehr rund 350 frei lebende Waldrappe; sie sind unmittelbar vom Aussterben bedroht. Die größte Kolonie befindet sich an der Atlantikküste in Marokko nahe Agadir. Als ursprüngliche Zugvögel verbringen die Ibisse den Winter in südlichen Regionen. Daher werden die Jungvögel nach der Aufzucht im Alpenraum von ihren Bezugspersonen im Flug in das Schutzgebiet Laguna di Orbetello nach Italien geleitet. Hier verbringen sie ihre ersten Jugendjahre und kehren dann eigenständig mit Erreichen der Geschlechtsreife nach zwei bis drei Jahren wieder in ihre Geburtsregion zurück.

Die Heinz Sielmann Stiftung fördert das Projekt mit der Bereitstellung von insgesamt rund 60.000 Euro für die Handaufzucht, GPS-Sender und ein Fluggerät. "Wir unterstützen gerne dieses einzigartige Projekt und sind überzeugt, ein positives Beispiel gegen den Trend des Artenschwunds zu setzen – nämlich eine bei uns ausgestorbene Vogelart wieder heimisch zu machen", sagt Holger Belz von der Heinz Sielmann Stiftung. Ohne menschliche Anleitung bei der Flugroute würden die in Zoos geborenen Jungvögel kein geeignetes Wintergebiet finden und könnten somit den Winter nicht überleben. In späteren Jahren können die Vögel die gelernte Flugroute selbst verfolgen und diese Kenntniss ihrerseits an die Nachkommen weitergeben.

Projektleiter Johannes Fritz vom Waldrappteam: "Das ist bereits die vierte menschengeleitete Migration. Die Vögel kommen in Freiheit sehr gut zurecht. Inzwischen geschlechtsreife Vögel vorangegangener Migrationen brüten und ziehen in freier Wildbahn ihre Jungen auf".

Rund 2 Monate dauerte das Flugtraining in Burghausen mit den jungen Vögeln, die aus verschiedenen Europäischen Zoohaltungen im Mai 2008 als 2 bis 8 Tage alte Nestlinge übernommen worden waren. Sie wurden von den beiden BiologInnen Christina Brendler und Markus Unsöld aufgezogen und betreut. Seit Anfang Juli wurden die Vögel darauf trainiert ihren in einem Ultraleicht-Fluggerät sitzenden Zieheltern zu folgen.

In diesem Jahr wird im Rahmen der menschengeleiteten Migration erstmals auch umfangreiche Grundlagenforschung betrieben. Ein internationales Forschungsprojekt des Department für Verhaltensbiologie der Universität Wien und des Instituts für Vogelforschung in Wilhelmshaven, gemeinsam mit dem Waldrappteam.at, der Veterinär-Medizinischen Universität Wien und der Konrad-Lorenz-Forschungsstelle Grünau greift diese einzigartige Möglichkeit auf, zum ersten Mal an frei fliegenden Tieren zu untersuchen, wie Vögel eine solche Reise schaffen. Besonders interessiert die Vogelkundler, was Zugvögel bei ihren langen Flügen zu solchen Ausdauerleistungen befähigt, warum sie nicht ermüden, wie ihr Stoffwechsel im Flug ist, oder welchen "Treibstoff" sie dabei benutzen. Ergebnisse dieses Forschungsprojektes werden auch dazu beitragen, weltweit bedrohte Waldrappbestände zu erhalten, Daten über Ansiedlungsmöglichkeiten und das Zugverhalten der Tiere zu gewinnen sowie zu prüfen, ob die Art in Europa wieder heimisch werden kann.

Von Burghausen aus geht die menschengeleitete Herbstmigration 2008 zunächst nach Österreich, ostwärts bis Wiener Neustadt und dann quer durch das Burgenland nach Süden. Nach dem Überflug über Slowenien gelangt das Team nördlich von Triest nach Italien, fliegt der Adriaküste folgend bis Rimini, überfliegt anschließend den Apennin und gelangt in der südlichen Toskana in das WWF-Schutzgebiet Laguna di Orbetello. Die mehr als 1400 Kilometer lange Reise wird fünf bis sechs Wochen dauern.

Am 17. August um 08:30 Uhr erfolgte der Aufbruch. Die erste Flugetappe führte von Burghausen in Bayern über 42 Kilometer zum Flugplatz Ried-Kirchheim in Oberösterreich. Am Dienstag, 19. August, ist die zweite Flugetappe über rund 45 Kilometer zum Flugplatz Gmunden-Ohlsdorf geplant. Das Team besteht aus 16 Personen mit zwei Fluggeräten und sechs Fahrzeugen.

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