„In diesem Frühling fliegen beide Arten in der Döberitzer Heide außergewöhnlich zahlreich. Bereits im März sind sie aus der Winterstarre erwacht und wir konnten sie schon vielfach beobachten. Noch mindestens bis Ende April werden sie ihre Flugkünste an den Wanderwegen zeigen“, freut sich Dr. Hannes Petrischak, Leiter des Bereichs Naturschutz bei der Heinz Sielmann Stiftung.
In vielen Regionen Deutschlands sind die beiden prächtigen Frühlingsboten sehr selten geworden. Sie sind daher auf der Vorwarnliste der Roten Liste Deutschlands verzeichnet. Während der Trauermantel (Nymphalis antiopa) zumindest in den östlichen Bundesländern noch regelmäßig vorkommt, wird der Große Fuchs (Nymphalis polychloros) seit Jahrzehnten auch in Brandenburg nur noch in Einzelexemplaren gemeldet, in manchen Jahren sogar gar nicht.
Charakteristische Farben und Muster
Der Trauermantel ist durch seine dunklen, schokoladenbraunen Flügel mit blassgelbem Rand unverwechselbar. Mit bis zu siebeneinhalb Zentimetern Flügelspannweite zählt er zu den größten heimischen Schmetterlingen.
„Ausgesprochen hübsch ist die Perlenkette blauer Flecken, die sich innen an den hellen Rand anschmiegt. Bei jedem Trauermantel sind diese blauen Tupfen in Größe und Farbintensität leicht unterschiedlich“, beschreibt der Biologe Petrischak den seltenen Falter.
Der Große Fuchs kann hingegen bei flüchtiger Betrachtung mit einigen anderen Arten, beispielsweise dem Kleinen Fuchs oder dem C-Falter, verwechselt werden. Kennzeichnend sind aber seine auffällige Größe mit einer Flügelspannweite von rund fünfeinhalb Zentimetern, die warme, orange-braune Tönung, je vier einzelne schwarze Flecken in der Mitte der Vorderflügel und eine feine, wellenförmige blaue Linie am Rand der Hinterflügel.
Reviere an Wegen und Waldrändern
Trauermantel und Großer Fuchs überwintern geschützt in Höhlen, Holzstapeln oder Bunkern. In der Frühlingssonne besetzen die Männchen Reviere entlang von Wegen oder Waldrändern, die sie gegen andere Schmetterlinge vehement verteidigen. Energie tanken sie an blühenden Obstbäumen und Weidenkätzchen, an feuchten Bodenstellen saugen sie gelöste Nährsalze auf.
Sobald jedoch ein Weibchen naht, starten sie zum rasanten Balzflug. Nach der Paarung legen die Weibchen Eier um Zweige von Laubbäumen – der Trauermantel an Weiden und Birken, der Große Fuchs an Weiden, Ulmen, Espen oder Obstbäumen. Die Raupen fressen bis zur Verpuppung gesellig, also in großen „Nestern“, an den Blättern. Schon im Sommer schlüpft die nächste Faltergeneration. Besonders gern saugen die Schmetterlinge dann an den Säften von „blutenden“ Bäumen, bevor sie sich schon lange vor dem Herbst wieder verstecken.
Ihre Lebensräume sind lichte Wälder, oft im Übergangsbereich zu Heidelandschaften – typisch für ehemalige Truppenübungsplätze wie die fast 4.000 Hektar große Sielmanns Naturlandschaft Döberitzer Heide.
Schutzmaßnahmen für gefährdete Falter
„Mit unseren Landschaftspflegemaßnahmen, die wir in den vergangenen drei Jahren in unseren Landschaften, besonders in der Döberitzer Heide vorgenommen haben, haben wir die Lebensbedingungen für diese Falter wie auch für viele andere seltene Arten entscheidend verbessert. Neben anderen Faktoren könnte darauf die Zunahme der beiden Arten Trauermantel und Großer Fuchs zurückzuführen sein“, erklärt Dr. Hannes Petrischak.
Die Heinz Sielmann Stiftung sorgt intensiv für den Erhalt ihrer Lebensräume, denn die großräumige Verzahnung von lichten Waldstrukturen und Offenland begünstigt das Vorkommen dieser Arten sehr. Die Stiftung hat seit 2017 vor allem über die „Gemeinschaftsaufgabe zur Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes“ mehrere Millionen Euro an Fördermitteln des Bundes und des Landes Brandenburg zur Wiederherstellung von europaweit geschützten Offenland-Lebensräumen eingesetzt. Den gefährdeten Waldschmetterlingen, zu denen noch einige weitere Arten gehören, kommen dabei insbesondere die offenen Kuppen, Schneisen und Heideflächen zugute. Denn hier finden sie Sonnen-, Balz- und Nahrungsplätze und an den angrenzenden Waldrändern die wichtigsten Plätze zur Eiablage.