Vorgebohrte Löcher im Boden, Einstreu in die Baue, Wasserschüsseln und Gemüse: So einladend sieht die rund einen Hektar große Wohnsiedlung für Feldhamster aus, die der Verein AG Feldhamsterschutz Niedersachsen bei Reinshof südlich von Göttingen geschaffen hat. Mitte August wurden hier 24 Feldhamster ausgewildert. Ein Elektrozaun schützt die Fläche und ihre neuen Bewohner. Die gesamten Maßnahmen wurden durch die finanzielle Förderung der Heinz Sielmann Stiftung ermöglicht.
In den kommenden zwei Jahren sollen nun regelmäßig weitere Tiere auf der Fläche ausgesetzt werden. Ziel ist es, eine sich selbst erhaltende Population von Feldhamstern in dem Gebiet zu schaffen. „Das ist unsere erste und zugleich auch die erste Auswilderung überhaupt von Feldhamstern in Niedersachsen“, sagt Nina Lipecki, erste Vorsitzende des Vereins AG Feldhamsterschutz Niedersachsen. Ohne die Maßnahmen droht die Göttinger Hamsterpopulation vollständig zu erlöschen.
Pionierarbeit mit enger Überwachung
Durchgängig überwachen nun Wildkameras das Gelände. Eine Projektmitarbeiterin und Ehrenamtliche aus Göttingen werden außerdem regelmäßig nach den Tieren schauen. Großzügige Käfige schützen die vorangelegten Baue in den ersten Wochen, sodass sich die Tiere nach und nach an die neue Umgebung gewöhnen können. Langfristig sollen auch auf einer zweiten Fläche im Landkreis Göttingen Tiere ausgewildert werden.
„Wir gehen davon aus, dass sich die Hamster noch in diesem Jahr reproduzieren“, sagt Lipecki. Die Voraussetzungen seien dafür ideal: Auf dem Acker der Auswilderungsfläche existiert bereits ein weiteres Projekt zum Schutz von Rebhühnern. Beide Arten profitieren von den deckungsgebenden Maßnahmen. Außerdem gibt es historische Berichte, nach denen bereits früher auf der Fläche Feldhamster lebten. Wie an vielen Orten in Deutschland wurden sie jedoch so stark zurückgedrängt, dass sie letztlich aus der Natur verschwanden.
Einst vertrieben, heute streng geschützt
Feldhamster leisten durch ihre Aktivitäten wichtige Bodenarbeiten, außerdem dienen sie Greifvögeln und anderen heimischen Raubtieren als Beute. Sie sind auf flache Ackerlandschaften mit guten, tiefgründigen Böden und ein reiches Angebot an Früchten und Körnern angewiesen. Weil sie früher den landwirtschaftlichen Ertrag eines Ackers stark mindern konnten, galten sie lange als Schädlinge und wurden entsprechend bekämpft. Heute genießt der Feldhamster als sogenannte FFH-Art einen besonderen Schutzstatus.
Zur Realisierung des wegweisenden Projekts bei Göttingen tragen neben der Heinz Sielmann Stiftung weitere Akteure bei. Die nun ausgewilderten Feldhamster etwa stammen aus dem Tierpark Berlin. Hierhin hatte der Verein AG Feldhamsterschutz Niedersachsen die Zucht anfänglich ausgelagert. Die Eltern sind Tiere vom Campus der Uni Göttingen und – für die genetische Auffrischung – drei Weibchen aus der Hildesheimer Börde. Weitere Tiere aus diesem Zuchtstamm werden aus der Koldinger Artenschutzstation kommen, die der Verein seit Kurzem betreibt. Erst vor wenigen Tagen wurde hier die erfolgreiche Nachzucht von zwanzig Jungtieren gemeldet.
Hier finden Sie mehr Informationen zu diesem Förderprojekt und dem weiteren Engagement der Heinz Sielmann Stiftung für den Feldhamsterschutz in Niedersachsen.