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Ergebnisse der ersten bundesweiten Wildnisbilanzierung liegen vor

Buchenwald im Teilgebiet Serrahn des Müritz-Nationalparks. © Stefan Schwill

Bis zum Jahr 2020 sollte Deutschland auf zwei Prozent seiner Landfläche große Wildnisgebiete ausweisen – so ein Kernziel der Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt aus dem Jahr 2007. Aktuell sind es nur 0,62 Prozent, mit den in den nächsten Jahren konkret geplanten Gebieten werden es 0,73 Prozent sein. Das sind die zentralen Ergebnisse der heute in Berlin vorgestellten ersten bundesweiten Bilanz zu großflächigen Wildnisgebieten. Die von der Heinz Sielmann Stiftung, der Naturstiftung David und der Zoologische Gesellschaft Frankfurt (ZGF) erstellte Studie zeigt aber auch auf, dass es genügend Potenziale gibt, um das Zwei-Prozent-Wildnisziel in den nächsten Jahren zu erreichen.

Die Bilanz großflächiger Wildnisgebiete in Deutschland wurde durch die Heinz Sielmann Stiftung, die Naturstiftung David und die Zoologische Gesellschaft Frankfurt erstellt. Gefördert wurde das Vorhaben durch die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU). Basis der bundesweiten Recherche bildeten die zwischen Bund und Länderfachbehörden abgestimmten Kriterien für großflächige Wildnisgebiete. Das zukünftige Potenzial wurde auf Basis von Potenzial-Recherchen aus einzelnen Bundesländern für das gesamte Bundesgebiet hochgerechnet. Dabei wurde davon ausgegangen, dass großflächige Wildnisgebiete grundsätzlich nur auf Flächen der öffentlichen Hand (Bund, Länder, Kommunen) eingerichtet werden.

Ziel verfehlt – aber Potenzial vorhanden

„Unsere Ergebnisse machen deutlich, dass wir trotz der Bemühungen von Bund und Ländern sowie der Beiträge von Naturschutzorganisationen von der Umsetzung des Zwei-Prozent-Wildnisziels in Deutschland noch weit entfernt sind. Unsere Hochrechnungen zeigen jedoch auch, dass sich auf weiteren 1,67 Prozent der Landesfläche großflächige Wildnisgebiete etablieren lassen und damit das Zwei-Prozent-Ziel sogar übertroffen werden könnte“, sagt Dr. Heiko Schumacher, Leiter des Bereichs Biodiversität bei der Heinz Sielmann Stiftung.

„Wir sind optimistisch, dass Deutschland dem Zwei-Prozent-Wildnisziel in den nächsten Jahren immer näherkommen wird. Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg sind kurz davor, das Ziel jeweils für ihr Land zu erreichen. Mit dem Förderprogramm Wildnisfonds und der Förderrichtlinie KlimaWildnis im Aktionsprogramm Natürlicher Klimaschutz ist es inzwischen auch für Privatpersonen lukrativ, Wildnis zu schaffen“, so die Einschätzung von Adrian Johst, Geschäftsführer der Naturstiftung David.

Wildnis ist wichtig – für Natur und Klima

Auf Wildnisflächen kann sich die Natur vom Menschen weitgehend ungesteuert nach ihren eigenen Gesetzmäßigkeiten entwickeln. Kleine und große Wildnisflächen können einen wichtigen Beitrag zum Schutz der biologischen Vielfalt, zum Klima- und Hochwasserschutz, zu Wissenschaft und Forschung sowie Bildung und Naturerleben leisten. Neben natürlichen Lebensräumen kann Wildnis auch auf stark vom Menschen geprägten Flächen entstehen – wie beispielsweise ehemaligen Bergbau- und Militärflächen. Damit sich natürliche Prozesse in ihren vielfältigen Ausprägungen wirksam entfalten können und Konflikte mit der angrenzenden Kulturlandschaft minimiert werden, bedarf es möglichst großer und zusammenhängender Gebiete. Als Untergrenze für großflächige Wildnisgebiete haben Bund und Länder einen Flächenumfang von 1.000 Hektar definiert (500 Hektar bei Auen, Mooren, Küsten und Seen).

Wildnisgebiete und Studie online einsehen

Die Wildnisbilanzierungsstudie ist ab Freitag, 20.12.2024, auf der Webseite der Initiative Wildnis in Deutschland einsehbar.

Bestehende und kurzfristig geplante großflächige Wildnisgebiete werden schon jetzt auf der Unterseite „Gebiete“ mit Karte und Steckbrief übersichtlich dargestellt. Dort finden Sie auch ein Handout mit den wichtigsten Informationen zu den Ergebnissen der Wildnisbilanzierungsstudie.

 

HINTERGRUND

Die Studie zur Bilanzierung großflächiger Wildnisgebiete in Deutschland wurde durch die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) gefördert und gemeinsam von der Heinz Sielmann Stiftung, der Naturstiftung David und der Zoologische Gesellschaft Frankfurt (ZGF) umgesetzt. Die drei Organisationen sind Mitglieder der Initiative Wildnis in Deutschland.

Die Initiative Wildnis in Deutschland ist ein Zusammenschluss aus 21 Naturschutzorganisationen, die das Ziel eint, gemeinsam über Wildnis zu informieren und mit konkreten Beiträgen das Ziel zu unterstützen, auf mindestens zwei Prozent der Fläche Deutschlands großräumige Wildnis entstehen zu lassen. Hierzu hat die Initiative im Jahr 2023 in Berlin ein Wildnisbüro gegründet. Mitglieder der Initiative Wildnis in Deutschland sind: Bundesverband Beruflicher Naturschutz, Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), BUNDstiftung, Deutsche Umwelthilfe, Deutsche Wildtier Stiftung, EuroNatur, Greenpeace e. V., Gregor Louisoder Umweltstiftung, GRÜNE LIGA, Heinz Sielmann Stiftung, Loki Schmidt Stiftung, Michael Succow Stiftung, Naturschutzbund Deutschland (NABU), NABU-Stiftung Nationales Naturerbe, Nationale Naturlandschaften e. V., Naturstiftung David, Naturwald Akademie, Stiftung Naturlandschaften Brandenburg – Die Wildnisstiftung, Vogelschutz-Komitee e.V., WWF Deutschland, Zoologische Gesellschaft Frankfurt e.V.

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