Als erste Stadt überhaupt ist die Große Kreisstadt Überlingen heute mit dem Deutschen Biodiversitätspreis geehrt worden. Mit der Preisvergabe würdigt die Heinz Sielmann Stiftung das langfristige und kontinuierliche Engagement der Stadt für den Erhalt und die Förderung der Artenvielfalt auf ihren kommunalen Flächen. Die abendliche Preisverleihung fand im „Kursaal am See“ des Bad Hotels Überlingen mit rund 140 Gästen statt.
Dr.-Ing. E.h. Fritz Brickwedde, Stiftungsratsvorsitzender der Heinz Sielmann Stiftung, betonte in seinem Grußwort: „Der Schutz der Natur und Artenvielfalt ist eine Pflichtaufgabe einer jeden Kommune. Die Stadt Überlingen kommt dieser Aufgabe seit vielen Jahren auf vorbildhafte Weise nach und hat beim Thema Förderung der biologischen Vielfalt auf kommunalen Flächen wirklich Maßstäbe gesetzt.Dieses Engagement verdient große Anerkennung.“
Naturnahe Lebensräume für heimische Arten
Über die letzten 20 Jahre hat Überlingen gemeinsam mit Partnern wie der Heinz Sielmann Stiftung und zunehmend auch in Eigeninitiative Projekte zur Förderung der Biodiversität umgesetzt. An vielen Stellen in der Stadt wurden Flächen entsiegelt, Grünflächen naturnah gestaltet und zusätzliche Biotopflächen geschaffen, die als kleine Rückzugsräume und Nahrungshabitate im Siedlungsgebiet dienen.
Auch bei der Landschaftspflege hat die Stadt naturverträgliche Konzepte entwickelt und setzt unter anderem auf insektenfreundliche Mähtechnik oder Beweidung. All diese Maßnahmen haben dazu geführt, dass in und um die Stadt herum ein weit verzweigtes Netz an Lebensräumen und „Trittsteinen“ für Tiere, Pflanzen und Pilze entstanden ist.
Vorbild für andere Städte und Gemeinden
„Die Stadt hat sich beim Naturschutz und Grünflächenmanagement für einen Weg entschieden, der nicht bloß die Lebensbedingungen von Flora und Fauna verbessert. Auch die Bürgerinnen und Bürger profitieren unmittelbar von den vielen kleinen Naturoasen“, sagte der ehemalige Landrat des Landkreises Konstanz, Frank Hämmerle, der die Laudatio auf die Stadt hielt.
Auch die Kooperation mit Ehrenamtlichen, Naturschutzverbänden und landwirtschaftlichen Betrieben sei in Überlingen ein wesentlicher Erfolgsfaktor bei der Entwicklung einer nachhaltigen Bewirtschaftung und Pflege kommunaler Flächen gewesen. „Die Stadt Überlingen ist in dieser Hinsicht ein leuchtendes Vorbild für andere Städte und Gemeinden nicht bloß am Bodensee, sondern weit darüber hinaus“, so Hämmerle.
Dank an ehrenamtliche Stadtverschönerer
Roland Leitner, Leiter der Abteilung Grünflächen, Umwelt und Forst, nahm den Preis stellvertretend für die Stadt entgegen. „Der Rückgang der Artenvielfalt ist eine der zentralen Herausforderungen unserer Zeit. Umso wichtiger ist es, dass wir gemeinsam als Stadt mutig vorangehen. In zahlreichen Projekten haben wir über die letzten Jahre bewiesen, dass eine konsequente, zukunftsorientierte Förderung der Biodiversität möglich ist“, sagte Leitner.
Einige dieser Projekte stellte Leitner im Rahmen einer Präsentation exemplarisch vor, so etwa die Anlage von Biodiversitätsflächen im Straßenbegleitgrün und im Friedhofsbereich, sowie ein Beweidungsprojekt mit Galloway Rindern in einem Teilort Überlingens. Neben den Maßnahmen auf eigenen Flächen unterstützt die Stadt auch private Initiativen wie den Landschaftspflegeverein Nußdorf e.V. und den Verein zur Erhaltung der Kulturlandschaft im Teilort Hödingen, um die wertvolle Kulturlandschaft rund um Überlingen zu erhalten.
Einen besonderen Dank richtete Leitner an die ehrenamtlichen „Stadtverschönerer Überlingen“ und das engagierte Team der Stadtgärtnerei Überlingen. Regelmäßig gelinge es gemeinsam mit der Abteilung Grünflächen, Umwelt und Forst besondere Projekte umzusetzen, die ohne die fruchtbare Zusammenarbeit von Ehrenamt und Verwaltung nicht realisierbar wären, so Leitner.
Überlingen tritt Bündnis „Kommunen für biologische Vielfalt“ bei
Außerdem konnte Leitner den Beitritt der Stadt zum Bündnis „Kommunen für biologische Vielfalt“ in Aussicht stellen. Überlingen wird damit Teil eines bundesweiten Netzwerks von Städten, Gemeinden und Landkreisen, die sich gemeinsam für artenreiche Naturräume im Siedlungsbereich und in der freien Landschaft einsetzen.
HINTERGRUND
Deutscher Biodiversitätspreis
Die Vereinten Nationen hatten das Jahrzehnt von 2011 bis 2020 als UN-Dekade Biologische Vielfalt ausgerufen. Ziel war und ist es, den weltweiten Rückgang der Biologischen Vielfalt aufzuhalten. Dazu sollte und soll auch eine breite Öffentlichkeit auf das Thema aufmerksam gemacht und für den dringenden Handlungsbedarf sensibilisiert werden.
Der Deutsche Biodiversitätspreis wurde von der Heinz Sielmann Stiftung 2014 ins Leben gerufen, um Beiträge zur Erreichung dieses Ziels adäquat zu würdigen. Der Preis wird alle zwei Jahre an Personen oder Institutionen vergeben, die sich in herausragendem Maße für den Erhalt der biologischen Vielfalt einsetzen.
Zu den bisherigen Preisträger:innen gehören Jan Haft (2014), Peter Wohlleben (2016), Werner Stenmans und Dr. Martin Sorg (2018), Dr. Alois Kapfer und Dr. Herbert Nickel (2020) sowie Agnes Becker und Josef Göppel (2022).