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Igel

Charmante Gartengäste

Population im Sinkflug?

Jeder kennt ihn, aber immer seltener wird er dabei beobachtet, wie er durch einen Garten trippelt oder die Schale mit Katzenfutter leerfrisst. Für ein Tier, das so populär ist, macht sich der bei uns heimische Braunbrustigel (Erinaceus europaeus)ziemlich rar. Selbst die Wissenschaft weiß erstaunlich wenig über ihn. Was allerdings immer klarer wird: Heimlich, still und leise ist das Stacheltier europaweit in Bedrängnis geraten. Die Population ist im Sinkflug. Aufgeräumte Gärten, Insektensterben, der Klimawandel und der Verlust seiner Lebensräume lassen die Igel-Bestände schrumpfen.

Igel-Fakten

8000 Stacheln

trägt der Igel zur Verteidigung auf seinem Rücken.

1500 g

wiegt ein ausgewachsener Igel, wenn er Winterspeck auf den Rippen hat.

7 Jahre

kann ein Igel alt werden.

1 km²

groß kann das Revier der männlichen Igel sein.

bis zu 40 %

seines Körpergewichts verliert ein Igel im Winterschlaf.

5 Igel

kommen durchschnittlich in einem Wurf zur Welt.

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Schmatzende Fleischfresser

Auf dem Speiseplan der Igel stehen Laufkäfer, Asseln, Hundert- und Tausendfüßer, aber auch Regenwürmer, Nacktschnecken, junge Mäuse und manchmal Vogeleier. Beim Fressen legen sie keinen Wert auf Tischmanieren. Sie schmatzen und schlecken lautstark. Das hat ihnen den englischen Namen Hedgehog - übersetzt Heckenschwein - eingebracht. Weit verbreitet ist die Ansicht, dass Igel Fallobst fressen. Sie interessieren sich aber mehr für die Insekten am Obst, als für die herbstlichen Vitaminbomben. Igel vertragen keine Milch. Sie sind von Natur aus laktoseintolerant und bekommen von Milch Durchfall und Koliken, die tödlich enden können.

Igel lieben's wild

Als nachtaktive Tiere verkriechen sich Igel tagsüber in Schlafnestern aus Laub und Gras. Bevorzugt bauen sie diese in Hecken und Gebüschen an Waldrändern, in Parks oder in Gärten. Auch Komposthaufen, Ecken aus Reisig und Laub oder umgestürzte Baumstämme sind prima Quartiere für den Tag. Sie bieten Schutz und Nahrung. Doch eben jene „Dreckecken“ aus Laub- und Reisighaufen werden allzu oft so konsequent abtransportiert, schützende Hecken und Büsche so stark zurückgeschnitten, dass Igel große Schwierigkeiten haben, sich dort zurückzuziehen.  

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Den Winter verschlafen

Um den nahrungsarmen, kalten Winter zu überstehen, fressen sich die kleinen Stacheltiere in den Vormonaten eine dicke Fettschicht an. Sobald die Temperaturen dauerhaft unter fünf Grad sinken und es weniger Tageslicht gibt, fallen Igel in einen Winterschlaf. Allerdings schlafen sie nur etwa 80 Prozent, denn sie wachen immer wieder für ein paar Stunden auf. Diese Unterbrechungen dienen jedoch nicht etwa der Nahrungssuche, sondern dazu, nach längerem Standby die Funktionen des Körpers zu prüfen, bevor weiter selig geschlummert wird. Wenn der Frühling Einzug hält, erwachen die Igel, was bis zu 12 Stunden dauern kann bis sie wieder auf „Normalbetrieb“ laufen.

Heinz Sielmann hält in einer Hand eine große schwarze Filmkamera aus den 70er Jahren. Er lächelt den Fotografen an und trägt ein hell blaues Hemd.
„Diese putzigen Kerle gehören für viele Menschen zu den sympathischsten Erscheinungen unserer Tierwelt. Trotzdem werden unsere Stachelritter durch die Auswirkungen unserer Zivilisation arg geschädigt.“

– Heinz Sielmann

Igel in Gefahr

Sie wollen dem Igel helfen?

Am meisten helfen Sie Igeln, wenn Sie für ausreichend natürliche Nahrungsquellen sorgen. Ein naturnaher Garten mit insekten- und käferfreundlichen Pflanzen bietet Igeln einen reich gedeckten Tisch. Findet er dann noch Versteckmöglichkeiten und kann den Garten unversehrt betreten und verlassen, wird er gerne wiederkehren.

Tipps für Igelfans mit Garten

  • Insekten- und käferfreundliche Pflanzen auswählen (Gärtnereien und Gartenmärkte mit heimischen Wildstauden finden Sie hier)

  • Laub, Reisig und Totholz liegen lassen

  • Auf Mähroboter verzichten

  • Laubbläser nur mit Vorsicht einsetzen

  • Hecken anstelle von massiven Zäunen oder Zäune mit bodennahen Öffnungen schaffen Durchgänge 

Igel gefunden, und nun?

Sie möchten einem Igel helfen, wissen aber nicht, ob oder was er braucht? Viele Tiere brauchen gar keine Hilfe, im Gegenteil: Falsch verstandene Tierliebe wie das Füttern mit Speiseresten, Obst oder Milch kann ihnen sogar schaden. Andere Tiere wiederum sind auf Unterstützung angewiesen.

Wir bieten Ihnen eine praktische Entscheidungshilfe, um einzuschätzen, was zu tun ist.

Igel füttern?!

Grundsätzlich gilt: Eine reguläre Fütterung von Igeln schadet ihnen mehr als sie hilft! Bitte füttern Sie darum nur unterernährte Igel zu, um diesen zum notwendigen Gewicht für den Winterschlaf zu verhelfen, wenn nicht genügend Insekten zu finden sind. Für diese kurzfristigen Einsätze ist qualitativ gutes Katzenfeuchtfutter noch am ehesten tolerierbar.

Denn allgemein entspricht frei verkäufliches Katzen- und Igelfutter oft nicht den Bedürfnissen von Igeln: Der Fettgehalt dieser Produkte ist ungeeignet und der Anteil an Kohlenhydraten zu hoch. Käfer, Würmer und Raupen, die Igel in der freien Natur finden, enthalten hingegen viel tierisches Protein und ungesättigte Fettsäuren, aber kaum Kohlenhydrate.

Außerdem können Futterstellen schnell Herd ansteckender Krankheiten werden und durch Futterkonkurrenz Beißereien fördern, aus denen auch ernstzunehmende Verletzungen resultieren können.

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