Wisente

Vor dem Untergang gerettet

von Caroline Hübenbecker

18.08.2023

Fast für immer verloren

In freier Wildbahn war der Wisent vor 100 Jahren in Europa ausgestorben. In Deutschland wurde der letzte freilebende Wisent sogar bereits 1775 erlegt. Im Jahr 1923 startete eine Interessengemeinschaft ein Zuchtprogramm zum Erhalt des Wisents.

Die heutige Population der europäischen Wisente ist auf lediglich zwölf Tiere aus Zoos und Wildgehegen zurückzuführen. Von ihnen stammen alle etwa 8.000 in Europa lebenden Wisente ab. Ungefähr 130 von ihnen haben ihre Heimat in Sielmanns Naturlandschaft Döberitzer Heide in Brandenburg gefunden.

Neue Heimat in der Döberitzer Heide

Die Geschichte der Wisente in der Döberitzer Heide begann 2004, als die Heinz Sielmann Stiftung das riesige Areal der Döberitzer Heide erwarb, um es nachhaltig für die Natur zu sichern.

Ein 22 Kilometer langer Zaun wurde um die sogenannte Kernzone gezogen, in die neben Rotwild und Przewalski-Pferden auch die Wisente einzogen. Doch bevor dies geschah, gewöhnte man die Tiere einer Eingewöhnungszone an ihre neue Umgebung.

Ein erfolgreiches Jahr

2023 hat der viele Regen in den Sommermonaten den Tisch für die kalorienbedürftigen Pflanzenfresser reich gedeckt. Schließlich frisst ein Wisent durchschnittlich 48 Kilogramm Pflanzen täglich. Nur so kommen die Männchen auf knapp eine Tonne Gewicht, die Weibchen wiegen im Durchschnitt 400 Kilogramm.

Außerdem kamen in diesem Jahr besonders viele Wisentkälber auf die Welt und halten die älteren Tiere auf Trab. Für die genetische Vielfalt hofft die Heinz Sielmann Stiftung in naher Zukunft auf eine neue Mutterkuhgruppe oder einzelne Bullen.

Größte Wisentherde Deutschlands

Rund 120 ausgewachsene Wisente und zehn Kälber durchstreifen aktuell das große Schutzgebiet der Döberitzer Heide. Der Lebensraum, der 2.600 Fußballfeldern entspricht, ist damit das größte Semireservat für Wisente in Deutschland und damit essentiell für das Fortbestehen und den Schutz der Wisente.

Fressen für die Artenvielfalt

Die großen Rinder helfen die Heidelandschaft zu gestalten und zu erhalten. Weil sie Pflanzen wie Robinien fressen und kurz halten, haben diese keine Chance sich auszubreiten. So haben für die Heide charakteristische Pflanzen, die Möglichkeit, zu gedeihen.

Ohne die Großsäuger würden die Heidelandschaften verbuschen. Dabei sind sie essentiell für die Artenvielfalt. Von ihnen profitieren Insekten wie die Heidehummel und andere Kleinstlebewesen, die auf diese Landschaften und die dort spezifischen Pflanzenarten angewiesen sind.

Positive Auswirkungen aufs Ökosystem

Durch das Wälzen der Wisente im Sand bilden sich offene Stellen am Boden, in die einige Wildbienen ihre Niströhren anlegen. Schlammbäder sorgen für kleine Tümpel für die winzigen Urzeitkrebse. Im Wisentkot hat man 35 Dungkäferarten nachgewiesen, die wiederum wichtige Nahrung für Vögel sind.

Beste Beobachtungschancen

Normalerweise sind die scheuen Tiere für Besucher der Döberitzer Heide nur schwer zu entdecken, da sie in der nicht zugänglichen Kernzone leben. Doch im Herbst und Winter kann man die scheuen Kolosse auf ihrer Nahrungssuche von verschiedenen Aussichtpunkten in der Heide aus gut beobachten.

Durch die Unterstützung unserer Spender kann die Heinz Sielmann Stiftung entscheidend zum Erhalt der Wisente in Europa beitragen.

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