Sommer im Garten

Praxistipps für den Naturgarten

von Nora Künkler

Gießen und genießen

Im zeitigen Frühjahr musste man sich intensiv um den Gemüse- und Obstgarten kümmern. Da stand von A wie Anzucht bis Z wie Zwiebelblumen einiges auf der To-do-Liste. Auch im Rest des Naturgartens haben Pflege und Gestaltung dafür gesorgt, dass im Sommer alles wächst und blüht.

Jetzt im Sommer geht es darum, die Pflanzen durch die heiße Jahreszeit zu begleiten. Händevoll Erdbeeren und der Ausblick auf Himbeeren mit Schlagsahne erinnern an düngen, ausputzen, hochbinden oder zurückschneiden. Eine üppige Blütenpracht in den Staudenbeeten belohnt für die Arbeit.

Neben all den kleinen Dingen, die im Naturgarten zu erledigen sind, sollte man sich ausreichend Zeit nehmen, um die grüne Oase zu genießen. Mit Ruhe und Aufmerksamkeit werden auch besondere Naturbeobachtungen möglich. Lernen Sie Ihre Gartengäste im Sommer genauer kennen!

Wer einen Garten hat, lebt schon im Paradies.

Aba Assa, Essayistin

Die Pflanzenkinder ziehen um

Der Mai bringt mit den Eisheiligen einen Wendepunkt im Gartenjahr. Laut Bauernkalender sind die frostigen Nächte zum 15. Mai vorbei. In den vergangenen Jahren hat der Klimawandel dafür gesorgt, dass diese Konstante unzuverlässig wurde.

Behalten Sie die Wettervorhersage daher in diesem Zeitraum genau im Blick und lassen Sie sich nicht zu einem früheren Pflanztermin verleiten. Die Eisheiligen können kürzer, aber dafür umso heftiger ausfallen.

Da die Tage im Mai durchaus sehr warm werden können, sollten Sie die jungen Pflanzen im Freiland über Mittag nach Möglichkeit mit einem Vlies abdecken. So schützen Sie die Pflanzenkinder zum Anfang vor Sonnenbrand. Auch Wind kann kurz nach dem Umzug ins Freie ein Problem werden.

Gut gemulcht ist halb gegossen

Mit zunehmender Sommerhitze wird es immer wichtiger, die Bodengesundheit und die Wasserhaltekraft des Bodens zu fördern. Im Frühjahr kann der Boden im Gemüsebeet offenbleiben, so erwärmt er sich schneller. Ab Mai sollte damit begonnen werden, die Beete zu mulchen.

Der Boden kann mit jeder Art von Pflanzenmaterial bedeckt werden. So schützt man ihn vor Austrocknung und fördert das Bodenleben. Davon wiederum profitieren die Gemüsepflanzen. Außerdem bleibt das organische Material im Stoffkreislauf des Gartens erhalten.

Wer mit Stroh mulcht, etwa um Erdbeerfrüchte vor Feuchtigkeit zu schützen, sollte auf eine zusätzliche organische Düngung achten. Die Bodenlebewesen bauen Stroh nämlich mit einem Stickstoffdefizit ab. Der wichtige Nährstoff fehlt den Pflanzen dann. Gleiches gilt für Holzhackschnitzel.

Natürliche Mittel gegen ungebetene Gartengäste

Um Zier- und Nutzpflanzen gegen Kartoffelkäfer, Kohlweißling oder Miniermotten zu schützen, können Sie ihr Wachstum mit natürlichen Helfern stärken. In klugen Mischkulturen unterstützen sich Pflanzen gegenseitig.

Tee und Jauche aus Brennnessel, Beinwell oder Schachtelhalm stärken die Abwehrkräfte des Gemüses gegen Fraßfeinde oder Pilzkrankheiten. Man kann in der Wachstumsphase regelmäßig mit dem verdünnten Gebräu gießen.

Rücksicht nehmen auf brütende Vögel

Im Juni steht der Formschnitt für Hecken an. Größere Eingriffe an Hecken sind in Gärten und in der freien Landschaft laut Bundesnaturschutzgesetz zwischen dem 01. März und dem 30. September verboten. Sie können als Ordnungswidrigkeit geahndet werden.

Kleinere Schnittarbeiten, also der Pflegeschnitt, sind auch während des Frühjahrs und des Sommers gestattet. Kontrollieren Sie die Sträucher auf nistende Vögel, bevor Sie die Heckenschere ansetzen. Falls Sie ein Gelege finden, bringen Sie das Werkzeug zurück in den Schuppen.

Üben Sie sich in Geduld und warten Sie mit dem Heckenschnitt, bis die Jungtiere das Nest verlassen haben. In dieser Zeit werden sie mit spannenden Tierbeobachtungen im Garten belohnt. Der Ausflug der Jungtiere ist ein sehenswertes Spektakel, das von den Eltern aufgeregt begleitet wird.

Hilfe bei Hitze

Eine Auswirkung des menschengemachten Klimawandels sind zunehmend trockene Sommer und mehr Hitzetage im Jahr. Wir werden in Zukunft klimaangepasst gärtnern müssen.

Nicht nur unsere Pflanzen brauchen Wasser. Vergessen Sie unsere tierischen Gartengäste nicht! Wasserstellen helfen Vögeln und Kleinsäugern durch Hitzephasen.

Dabei wird nicht nur der Durst gestillt, sondern ebenfalls die Körpertemperatur reguliert. Stellen Sie die Tränke nicht in die pralle Sonne, um die Algenbildung zu verhindern und Verdunstung zu minimieren. Tauschen Sie das Wasser regelmäßig aus.

Blumenwiese statt Golfrasen

Auch der Rasen will gut durch den Sommer kommen. Doch das bedeutet viel Arbeit: Sie müssen wässern, düngen, vertikutieren und mähen. Man spart sich jede Menge zeitlichen und finanziellen Aufwand, wenn man den Rasenmäher wenigstens abschnittsweise in die Ferien schickt.

Wie wäre es, wenn Sie alle Fünfe gerade sein lassen und auf eine Blumenwiese setzen? So locken Sie Nützlinge wie Wildbienen, Käfer oder den ein oder anderen Schmetterling in den Garten. Unter den Blumenwiesenbewohnern sind auch einige Nützlinge.

Laufkäfer lieben zum Beispiel Schneckeneier und die Florfliege kümmert sich um Blattläuse. Für Sie heißt das, Pflegearbeit abzugeben und den Schmetterlingen im Garten bei ihrem Tanz zuzuschauen.

Falls Sie eine Saatgutmischung nutzen, um eine Wildblumenwiese anzulegen, achten Sie auf jeden Fall auf die Zusammensetzung und die Herkunft der Mischung. Es gibt Produkte, die genau auf Ihre Region abgestimmt sind. Denn nicht jede Pflanze fühlt sich in jeder Ecke Deutschlands wohl.

Erholung finden

Bei all den Dingen, die man im Garten zu tun hat, sollten Pausen nicht zu kurz kommen. Gärten schenken uns Ruhe und Erholung. Sie sind Rückzugsräume vom hektischen Alltag und sie lehren uns Achtsamkeit und Gelassenheit. Vergessen Sie nicht, Ihren Sommergarten auch zu genießen!

In einem Terminkalender ist nichts so wichtig, wie eine Stunde Muße im Garten einzuplanen.

Johannes Rau, ehemaliger Bundespräsident der Bundesrepublik Deutschland

Naturnah gärtnern lohnt sich

Gärten sind Lebensräume für Tier und Mensch. Wir gestalten Gärten, aber wir teilen sie auch mit unserer Mitwelt - und darin liegt vielleicht das Geheimnis des Gartenglücks.

Über den Autor

Nora Künkler
Nora Künkler ist studierte Biologin und arbeitete bis März 2023 als Pressesprecherin bei der Heinz Sielmann Stiftung.

Alle Storys dieses Autors
/