Moose

Die wahren Klimahelden

von Caroline Hübenbecker

16.07.2024

Kleine Pflanzen, große Wirkung

Im Kampf gegen den Klimawandel stehen erneuerbare Energien und Aufforstung von Wäldern ganz oben auf der Liste. Doch es gibt winzige, oft übersehene Pflanzen, die noch viel effektivere Kohlenstoffspeicher sind als Bäume. Welche das sind? Moose.

Moose sind unscheinbare, oft verkannte Klimahelden! Genau wie Bäume binden auch sie Kohlenstoffdioxid (CO₂) durch Photosynthese und speichern es in ihrer Biomasse. Besonders bemerkenswert sind Torfmoose, die in Mooren wachsen.

Torfmoos

Torfmoose sind fast unsterblich. Sie verjüngen sich, indem sie immer weiter nach oben wachsen. Ältere Pflanzenteile werden einfach überwachsen und sterben nach und nach ab. Die sauerstoffarmen, sauren Bedingungen im nassen Moor verhindern die Zersetzung, wodurch sich organisches Material anhäuft.

Im Laufe der Zeit akkumulieren sich Schichten von unzersetzten Pflanzenresten und bilden Torf. Gerade einmal 1 mm wächst die Torfschicht im Moor pro Jahr – also nur einen Meter in Tausend Jahren! Über Jahrhunderte bis Jahrtausende verdichten sich die Torfschichten immer weiter.

Riesige Kohlenstoffspeicher

Neue Torfmoose wachsen weiter oben, während die älteren, tiefer liegenden Schichten sich in kompakten Torf verwandeln. So bilden sich mächtige Torflager, die große Mengen Kohlenstoff speichern und so zur Reduktion des CO₂-Gehalts in der Atmosphäre beitragen.

Moore sind riesige Kohlenstoffspeicher, die mehr Kohlenstoff binden als alle Wälder der Welt zusammen – und das obwohl sie nur 3 Prozent der Landfläche ausmachen.

Mehr über Moore erfahren.

Achtung bei Blumenerde!

Moore und mit ihnen Torfmoose müssen unbedingt geschützt werden, damit sie die wichtige Aufgabe als CO₂-Senken erfüllen können.

Auch Sie persönlich können dazu beitragen, Torfmoose zu erhalten: Kaufen Sie nur torffreie Blumenerde! Andernfalls werden dringend benötigte CO₂-Speicher zerstört, Jahrtausende im Torf gespeicherten Klimagase wieder freigesetzt und diese heizen die Erderwärmung weiter an.

Natürlicher Wasserspeicher

Moos kann große Mengen Wasser aufnehmen und speichern, was den Wasserhaushalt seiner Umgebung reguliert. In Städten dient Moos als "grünes Dach", das Regenwasser absorbiert und kühlt seine Umgebung. Moos mindert so Wärmeinseleffekte und reduziert den Energieverbrauch für Klimaanlagen.

Verminderte Überflutungsgefahr

Außerdem sorgen Moose durch ihre Fähigkeit Wasser zu speichern selbst in kleinsten Pflasterfugen, auf Beton und auf Grünflächen dafür, dass bei starken Regenfällen der sofortige Abfluss des Wassers verlangsamt wird und so insgesamt die Überflutungsgefahr an Flüssen gesenkt wird.

Indem sie den Boden bedecken und stabilisieren, schützen Moose außerdem vor Erosion.

Moose fördern Biodiversität

Moose schaffen auch Lebensräume für zahlreiche kleine Organismen wie Bärtierchen (Tardigrada), Rädertiere (Rotatoria) und den Heimlichen Schneefloh (Boreus spec.), die zur biologischen Vielfalt beitragen und ihrerseits wichtige Akteure in Ökosystemen sind.

Ein gesundes Ökosystem mit einer vielfältigen Pflanzen- und Tierwelt ist widerstandsfähiger gegenüber den Auswirkungen des Klimawandels.

Bärtierchen unter dem Mikroskop

Frühwarnsysteme für Umweltveränderungen

Moose sind auch ausgezeichnete Bioindikatoren, die auf Umweltveränderungen empfindlich reagieren. Sie können uns frühzeitig warnen, wenn sich die Luftqualität verschlechtert oder der Säuregehalt im Boden steigt.

Empfindliche Moosarten verschwinden, während weniger empfindliche Moose deren Platz einnehmen.

Moose enthüllen den Klimawandel

Durch Beobachtung von Moosen kann die Wissenschaft wichtige Daten sammeln, um die Auswirkungen des Klimawandels besser zu verstehen und geeignete Maßnahmen zu ergreifen.

Funde von Moosarten wie das Einseitswendige Versteckfruchtmoos in unseren Breiten, das eigentlich aus südlicheren Regionen stammt, deuten auf deutliche Veränderungen in unseren Ökosystemen hin. Die Klimakrise schreitet voran!

Das Einseitswendige Versteckfruchtmoos ist eigentlich mediterran-atlantisch verbreitet, inzwischen aber seit 2000 sehr stark nach Norden und Osten auswandernd.

Klima-Verbündete schützen!

Wenn Sie demnächst einen moosbedeckten Stein oder ein grünes Dach sehen, denken Sie daran: Diese kleinen Pflanzen sind wertvolle Verbündete im Kampf gegen den Klimawandel. Gemeinsam können und müssen wir den Lebensraum von Moosen und Mooren schützen!

Helfen Sie uns, Flächen für den Naturschutz zu bewahren!

Über den Autor

Caroline Hübenbecker
Caroline Hübenbecker ist bei der Heinz Sielmann Stiftung Referentin für Web- & Community-Management.

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