Klimawandel im Garten

Praxistipps für den Naturgarten

von Nora Künkler

Auswirkungen des Klimawandels sind spürbar

Dürren, Hochwasser oder Brände sind die gravierendsten Veränderungen, die die Klimakrise verursacht. Die Weltgemeinschaft steht vor der Herausforderung die Folgen abzupuffern. Kann man angesichts der globalen Dimension nur noch den Kopf in den Gartenboden stecken?

Jeder zweite deutsche Privathaushalt hat einen eigenen Garten. Gärten sind eine wertvolle grüne Infrastruktur für Natur und Mensch. Doch sie müssen gegen den Klimawandel gewappnet sein, denn dann können sie sogar eine maßgebliche Wirkung gegen die Krise entfalten.

Die durchschnittliche Jahrestemperatur in Deutschland steigt von 1881 bis 2018 an, in den letzten Jahren sprunghaft. (Datenquelle: Deutscher Wetterdienst, #showyourstripes)

Häufiger extremes Wetter

Was Badegäste und Sonnenfans regelmäßig entzückt, treibt Gärtner:innen die Schweißperlen auf die Stirn. Während langer Hitzeperioden schickt man das ein oder andere Stoßgebet für ein paar Tropfen Regen Richtung Himmel.

Zu absoluten Unzeiten zerzausten Stürme die Staudenbeete oder durchlöcherte Hagel die Salaternte. Später Frost vernichtete die zu frühe Obstbaumblüte und Starkregen schwemmte das Saatgut und die Jungpflanzen vom Beet.

Ausgetrockneter Boden

Jahreszeiten aus dem Takt

Die Jahreszeiten verschieben sich. In den vergangenen 50 Jahren begannen Frühling, Sommer und Herbst immer früher. Der Winter ist heute fast vier Wochen kürzer als noch vor einem halben Jahrzehnt. Folglich wird auch die Vegetationsperiode länger.

Unter diesen Voraussetzungen ist altes Gartenwissen nicht mehr hilfreich. Am ehesten kann man sich am phänologischen Kalender orientieren, der Gartenarbeiten bestimmten Entwicklungsstadien in der Pflanzenwelt zuordnet.

Der phänologische Kalender passt in jedes Klima und jede Landschaft. Dann ist es nicht mehr wichtig, ob man Rosen im März oder April schneidet, Hauptsache man tut es kurz nach der Forsythienblüte.

Die Haselnussblüte zeigt den Vorfrühling an. Im Jahr 2020 hingen die gelben Kätzchen bereits Mitte Januar an den Büschen - anstatt, wie gewohnt, ab Mitte Februar.

Gärten gegen Klimafolgen stark machen

Um Gärten fit für den Klimawandel zu machen, ist eine Anpassung der Gartenpraxis nötig. Die Bodenbearbeitung und die Bewässerung müssen an trockene Sommer und milde Winter angepasst werden. Im Kern sollte man auf drei Dinge achten: richtig mulchen, richtig gießen und die richtige Pflanzenwahl.

Mulchmaterial verhindert das Austrocknen und die Erosion des wertvollen Gartenbodens. Außerdem wird die Bodenfruchtbarkeit erhöht und Beikräuter unterdrückt. Beim Gießen gilt in Zukunft, weniger ist mehr. Lieber einmal intensiv gießen, als zu oft nur oberflächlich.

Oberflächenwasser ist für die Pflanzen meist nicht verfügbar, denn es verdunstet schnell. Außerdem lernen die Pflanzen nicht, sich Wasser aus tieferen Erdschichten zu besorgen. Ihre Wurzeln bleiben an der Oberfläche.

Eine große Rolle werden in der Zukunft alte Obst- und Gemüsesorten spielen, die die genetische Anpassung an bestimmte Klimaeffekte bereits in sich tragen. Große Rasenflächen und Beete mit durstigen Stauden werden nur noch schwer über trockene und heiße Sommer zu retten sein.

Gewinner und Verlierer des Klimawandels

Neue Klimabedingungen bedeutet für die meisten Arten Veränderungen ihrer Lebensräume. Einige Tier- und Pflanzenarten breiten sich zu langsam aus, um angestammte Lebensräume zu verlassen und neue zu besiedeln. Der Klimawandel ist zu schnell für sie. Sie werden verschwinden.

Andere Arten, die sehr mobil sind, werden neue Lebensräume besiedeln, wenn es sie denn gibt. Die Artenzusammensetzung in unserer Umwelt wird sich massiv ändern. Wärmeliebende Arten und solche, die mit Trockenheit umgehen können, werden profitieren.

Die Blauschwarze Holzbiene (Xylocopa violacea) kommt ursprünglich aus der Mittelmeerregion. Im letzten Jahrzehnt ist sie ein gern gesehener Gartengast, auch in Norddeutschland geworden.

Das wird sich im Garten ändern

Die Vegetationsperiode und damit das Anbaufenster verlängern sich. Kübelpflanzen können länger im Freien bleiben. Einige, wie robuste Oleander oder Olivenbäume können in Zukunft sogar ganzjährig an die frische Luft. Nur an strengen Frosttagen brauchen Sie eine schützende Vliesdecke.

Im Herbst werden späte Saaten möglich. Auf freien Beeten könnten zusätzliche Gemüsekulturen bis zum Winter heranreifen. Blatt-, Kohl- und Wurzelgemüse wachsen im warmen und feuchten Herbst weiter. Aber nicht nur Gemüse gedeiht, sondern auch hartnäckigen Pilzkrankheiten oder gefräßigen Insekten.

Naturnah gärtnern lohnt sich

Garten sind Lebensräume für Tier und Mensch. Wir gestalten Gärten, aber wir teilen sie auch mit unserer Mitwelt - und darin liegt vielleicht das Geheimnis des Gartenglücks.

Über den Autor

Nora Künkler
Nora Künkler ist studierte Biologin und arbeitete bis März 2023 als Pressesprecherin bei der Heinz Sielmann Stiftung.

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