Frühling im Garten

Praxistipps für den Naturgarten

von Nora Künkler

Ein Hoffnungsschimmer

Vielen juckt es im Februar schon in den Fingern. Der Winter war lang, grau und regennass. Ein paar bunte Blüten oder summende Bienen würden die Stimmung aufhellen. Schon bald werden uns die ersten warmen Sonnenstrahlen im Gesicht kitzeln, wenn wir uns nach kleinen Schneeglöckchen bücken.

Bereits Anfang Februar strecken die Frühblüher ihre Köpfe aus der Erde und trotzen auch kalten Nächten oder späten Wintereinbrüchen. Sie machen Hoffnung auf einen Neuanfang und sind das Symbol für das ewige Werden und Vergehen im Garten. Fast raunen Sie uns zu: Wird schon! Hab etwas Geduld.

Ein Pflanzenkindergarten auf der Fensterbank

Ganz ungeduldige Gärtnerinnen und Gärtner dürfen bereits im Januar mit der Gemüseanzucht beginnen. Einige exotische Pflanzen haben eine lange Vegetationsphase. Die Früchte werden erst sehr spät im Jahr reif. Grund genug, einen Frühstart hinzulegen.

Bereits Ende Januar bringt man die Samen von Physalis und Tomatillo aus. Benutzen Sie spezielle Anzuchterde und halten Sie diese ständig feucht. Die Samen keimen bei etwa 23 °C. Trotzdem sollte man die Anzuchtschale nicht auf die Heizung stellen. Arbeiten Sie lieber mit einer kleinen Heizmatte.

Bei Paprika, Auberginen und Chili können Sie bis Ende Februar mit der Aussaat warten. Für Tomaten genügt eine Aussaat Ende März. Wer zu früh aussät, riskiert Pflanzenkrankheiten oder Unterversorgung über die lange Zeit im Innenraum.

Neue Frisur für Obstbäume

An frostfreien Tagen sollte man sich dem Schnitt der Obstbäume widmen. Führen Sie die Schnittmaßnahmen auf jeden Fall bis Ende März durch, denn dann sind schon die ersten Vögel auf der Suche nach Nistplätzen und wollen nicht gestört werden.

Bücher zum Thema zeigen oft ideal erzogene Bäume. Die aufrechte Stammverlängerung wird von Leitästen im perfekten Winkel umringt, an denen prächtiges Fruchtholz ansetzt. Gerade Gartenneulingen fällt es schwer, die standardisierten Tipps und Zeichnungen auf den eigenen Baum zu übertragen.

Lassen Sie sich nicht entmutigen!

Tasten Sie sich Schritt für Schritt heran. Viele regionale Initiativen sowie Kleingartenvereine bieten Kurse zum Obstbaumschnitt an. Tauschen Sie sich mit anderen aus, um ein Gefühl für die richtigen Maßnahmen zu bekommen. Wer gar nicht weiter weiß, holt sich Rat von einer Firma für Baumpflege.

Vorfreude pflanzen

Im Winter schon an den Sommer denken! Die Vorstellung, durch ein üppiges Erdbeerbeet zu streifen, dicke runde Blaubeeren von der Hand in den Mund zu stecken oder aromatische Himbeeren mit Vanilleeis und Sahne in der Sonne zu verputzen, macht Lust auf einen eigenen Naschgarten.

In frostfreien Zeiten können Beerensträucher und Erdbeerpflanzen gesetzt werden. Denken Sie daran, dass die Jungpflanzen auch jetzt kräftig angegossen werden sollten. Man gießt gar nicht vorrangig wegen der Wasserversorgung an, sondern damit die Wurzeln gut mit Erde umspült werden.

Achten Sie bei der Pflanzenauswahl auf Sorten aus dem Biolandbau. Für Balkone oder kleine Gärten gibt es tolle Himbeer-, Blaubeer- oder Erdbeesorten für den Kübel.

Coole Typen im Blumenbeet

Cool Flowers sind ein neuer Trend im Blumenbeet. Gemeint sind meist einjährige Pflanzen, deren Samen nur nach einem Kältereiz keimen. Dazu gehören viele heimische Wildblumen und ihre Variationen. Mit Cool Flowers bringen Sie Vielfalt ins Beet. Wildbienen und Co. gefällt das!

Cool Flowers kann man in den Monaten Februar und März aussäen. So bereitet man ein üppiges Blütenbuffet für den Sommer und tolle Schnittblumen für die Vase vor. Markieren Sie die Aussaat, so dass Sie Keimlinge nicht mit Beikräutern verwechseln. Auch ein separates Schnittblumenbeet ist möglich.

Als besonders insektenfreundliche Pflanzen empfehlen wir

-  Fingerhut
-  Skabiose
-  Klatschmohn
-  Rittersporn
-  Wilde Möhre
-  Duftveilchen

Skabiose

Frühstart bei den Wildbienen

Sobald die ersten Frühblüher wie Krokusse und Traubenhyazinthen im Garten erblühen und die Blütenknospen von Obstbäumen aufspringen, ist sie zur Stelle. Als eine der ersten Wildbienen wird die sie Gehörnte Mauerbiene aktiv. Schon an milden, sonnigen Tagen im Februar und März fliegen die Männchen.

Manchmal kann man beobachten, wie sie sich an alten Bohrlöchern an einer Hauswand postieren. Hier warten sie auf schlüpfende Weibchen, um sich mit ihnen zu paaren.

Man kann dies Art problemlos am Haus und im Garten ansiedeln, indem man ihnen Nisthilfen anbietet: Bambusröhrchen, in Holz gebohrte Löcher und ähnliche Hohlräume werden - sofern sie nach Süden ausgerichtet sind - meist sehr schnell besiedelt.

Gehörtne Mauerbiene (Osmia cornuta)

Tiny House mal anders

Leere Schneckenhäuser im Garten können der Goldene Schneckenhaus-Mauerbiene (Osmia aurulenta) im Frühling als Nistplatz dienen. Sie trägt Pollen und Nektar ein, legt ein Ei dazu und verschließt das Haus mit einem Pfropf aus Steinchen und zerkautem Pflanzenmaterial.

Es kann sich also lohnen, einfach ein paar leere Schneckenhäuser im Garten auszulegen. Als Schutz vor Vögel, die die Häuser gern auf Fressbares inspizieren, können Sie eine kleine Glocke aus Hasendraht darüber spannen.

Goldene Schneckenhaus-Mauerbiene (Osmia aurulenta)

Naturnah gärtnern lohnt sich

Gärten sind Lebensräume für Tier und Mensch. Wir gestalten Gärten, aber wir teilen sie auch mit unserer Mitwelt - und darin liegt vielleicht das Geheimnis des Gartenglücks.

Über den Autor

Nora Künkler
Nora Künkler ist studierte Biologin und arbeitete bis März 2023 als Pressesprecherin bei der Heinz Sielmann Stiftung.

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