10 Jahre bis zur richtigen Schuhgröße
Vom „Frauenschuh“ als Langzeitindikator
von Caroline Hübenbecker
10 Jahre bis zur richtigen Schuhgröße
Vom „Frauenschuh“ als Langzeitindikator
von Caroline Hübenbecker
Was lange währt..
Die Orchideenart Frauenschuh (Cypripedium calceolus) ist in ganz Europa verbreitet und steht dort überall unter Schutz. Ihr Name leitet sich von der markant gelben, schuhförmigen Lippe der Blüte ab, die dazu dient, Insekten anzulocken und sie für die Bestäubung zu gewinnen.
Im Hinblick auf die benötigte Zeit für das Auftreten erster Blüten ist der Frauenschuh jedoch eher ein Meilenstiefel, da es bis zu zehn Jahre dauern kann, bis die ersten Blüten erscheinen.
Ausgeklügeltes Design zur Bestäubung
Das vom verlockenden Duft und der anziehenden Farbe der Blüte faszinierte Insekt gelangt in die große Blüte – den „Schuh“ – und muss eine von zwei Öffnungen an der „Ferse“ als Ausgang nutzen. Beim Hindurchkriechen bleibt der staubkorngroße, klebrige Pollen am Insektenkörper haften.
An der Blütennarbe, die sich ebenfalls bei den Ausgängen befindet, streift das Insekt Pollen anderer Frauenschuhblüten ab. Voilà, die Blüte ist bestäubt. Für ihre Vermehrung ist die Orchidee jedoch auf die Hilfe einer anderen Lebensform angewiesen…
Vom Pilz versorgt
Der Frauenschuh benötigt zum Keimen spezielle Bodenpilze. Nur wenn diese zeitnah mit dem Samen in Kontakt treten, solange der Samen noch keimfähig ist, kann sich eine Jungpflanze entwickeln. Diese wird die ersten vier bis sechs Jahre vom Pilz mit Nährstoffen versorgt.
Erst nach 10 Jahren gelangt die Jungpflanze erstmalig zur Blüte. Vorausgesetzt sie erhält ausreichend Licht. Fehlt es daran, bildet die Pflanze keine Blüten aus und kann sich dementsprechend auch nicht vermehren. Wo der Frauenschuh gedeiht, weist er auf ein intaktes Ökosystem hin.
Ideale Lebensbedingungen
Der Frauenschuh benötigt nicht nur den richtigen Pilz, sondern auch kalkhaltigen Boden und Licht. In Sielmanns Biotopverbund Südbayern, in der Pupplinger Au, findet der Frauenschuh diese idealen Bedingungen.
Hier tragen Murnau-Werdenfelser Rinder dazu bei, die naturnahe Umgebung zu erhalten: Indem sie sich durch die Landschaft fressen, bewahren sie die lichten Wälder aus Schneeheide und Kiefern davor, zu verbuschen und zuzuwachsen.
In der Pupplinger Au fressen sich Murnau-Werdenfelser Rinder durch die Natur und verhindern so die Verbuschung lichter Schneeheide-Kiefernwäldern. Auf den von den Rindern kurzgehaltenen Flächen findet der Frauenschuh die Voraussetzungen, um sich auszubreiten.
Mit geeigneten Schutz- und Pflegemaßnahmen in Süd- und Südostbayern wirkt die Heinz Sielmann Stiftung effektiv dem Artenrückgang in der Region entgegen. Davon profitieren auch andere seltene Pflanzen wie die Frühlings-Kuhschelle.
Über den Autor
Caroline Hübenbecker
Caroline Hübenbecker ist bei der Heinz Sielmann Stiftung Referentin für Web- & Community-Management.
Alle Storys dieses Autors
Alle Storys auf einen Blick