Ein Personalausweis für den Wiedehopf
Forschungsergebnisse ermöglichen zielgenaue Schutzmaßnahmen
von Nora Künkler
Ein Personalausweis für den Wiedehopf
Forschungsergebnisse ermöglichen zielgenaue Schutzmaßnahmen
von Nora Künkler
Junge Landschaften
In Sielmanns Naturlandschaften Brandenburg findet der Wiedehopf ausreichend Nahrung. Doch Brutplätze sind knapp, denn auf den ehemaligen Truppenübungsplätzen fehlen alte Bäume mit passenden Nisthöhlen weitgehend.
Bis zur Wende wurden Sielmanns Naturlandschaften Döberitzer Heide, Tangersdorfer Heide und Kyritz-Ruppiner Heide als Truppenübungsplätze genutzt. Mit der Wiedervereinigung Deutschlands zogen die Militärs ab. Sie hinterließen weite offene Sandlandschaften.
Diese wurden zu einem wichtigen Rückzugsraum für ganz besondere Artengemeinschaften. Für viele sind es letzte Refugien, denn in der intensiv genutzten Landschaft finden sie keinen Platz mehr.
Wohnraum für den Wiedehopf
Um den Mangel an Nistmöglichkeiten zu begegnen, ergänzt die Heinz Sielmann Stiftung das Angebot an natürliche Höhlen durch spezielle Nistkästen. Sie entstehen nach dem Vorbild des Modells, das der Storchenhof Papendorf bei Pasewalk entwickelt hat.
Seit 2021 kann der Bau der Nistkästen teil des Freiwilligen Ökologischen Jahres sein, das junge Menschen bei der Heinz Sielmann Stiftung absolvieren können. Julian Stock war der erste, der sich für den Wiedehopf engagierte. Über zehn Nistkästen hat er gebaut und aufgehangen.
Neue Nistmöglichkeiten
Bis 2023 konnten mit Spendengeldern 74 Nistkästen aufgehängt werden. In der Bergbaufolgelandschaft Wanninchen hängen 30 Nistkästen, in der Döberitzer Heide und in der Kyritz-Ruppiner Heide sind 25 beziehungsweise 19 Kästen installiert. Im Umfeld der Groß Schauener Seen hängen zwei Kästen.
Die stabilen und geräumigen Kästen bieten ausreichend Platz für die Gelege von meist sieben Eiern und heranwachsenden Küken. Sie werden etwa auf Brusthöhe befestigt, denn Wiedehopfe bevorzugen eher niedrige Standorte als Nistplatz.
Erfolgskontrolle
Jeweils im Mai, Juni und Juli klappern Ehrenamtliche und Mitarbeitende der Stiftung die Nistkästen ab und prüfen, ob sie besetzt sind. Robert Stein ist ehrenamtlicher Beringer und sammelt Daten über die Wiedehopf-Population.
Sind Jungvögel im Nistkasten, werden die Tiere gewogen und vermessen. Dies lässt Rückschlüssen auf ihre Gesundheit und Ernährung zu. Dann legen sie ihnen einen Ring mit Nummer an. Mit dieser Nummer werden die Jungvögel bei der Beringungszentrale Hiddensee registriert.
„Der Ring ist wie ein Personalausweis. Dank der Nummer kann man ihren Weg individuell verfolgen. So erfahren wir, wie viele der Jungtiere in das Gebiet zurückkehren, wo sie geschlüpft sind."
Das erklärt Tim Funkenberg, Biologe bei der Heinz Sielmann Stiftung. Bisherige Aufzeichnungen zeigen, dass ein großer Teil der Jungtiere im elterlichen Brutgebiet neue geeignete Plätze suchen. Deshalb ist es sinnvoll, die natürlichen Nistmöglichkeiten um die Kästen zu ergänzen.
Kameras geben Einblicke
Das ökologische Monitoring durch Beringung und Nistkastenkontrolle wird stichpunktartig durch den Einsatz von Wildtierkameras an den Kästen ergänzt.
Die Kameras machen es möglich die Nutzung der Nistkästen zu beobachten, ohne dafür einen enormen Personalaufwand leisten zu müssen. Im Rahmen einer Kooperation wurden der Heinz Sielmann Stiftung hochwertige Geräte von der Firma SECACAM zur Verfügung gestellt.
Ein neugieriger Besucher tappte in die Kamerafalle an einem Nistkasten in der Döberitzer Heide: Ein Dachs (Meles meles) kommt hier auf seiner Morgenrunde vorbei.
Erkenntnisse ermöglichen Schutz
In Sielmanns Naturlandschaften Döberitzer und Kyritz-Ruppiner Heide wurden im ersten Jahr mit zusätzlichen Nistmöglichkeiten insgesamt acht Bruten in den Kästen verzeichnet und 38 Jungvögel beringt. Ein Nistkasten wurde von einem Wendehals-Pärchen genutzt.
Bereits im Jahr 2022 machten sich die Nistkästen bemerkbar: Es konnten insgesamt 113 Küken gezählt werden. Im Jahr 2023 lag die Anzahl mit 84 Jungvögeln unter dem Vorjahr. Grund waren große Verluste bei den Wiedehopfen in der Kyritz-Ruppiner Heide durch den Habicht.
Die Nester und Küken in natürlichen Nisthöhlen werden nicht erfasst. Das heißt, die Population ist weitaus größer. Die Zählungen an den Nistkästen lassen den Rückschluss zu, dass beide Heidelandschaften bedeutende Lebensräume für das gesamte ostdeutsche Wiedehopf-Vorkommen sind.
Mehr Nistkästen dank Ihrer Spende!
Die Erfolgsgeschichte der Wiedehopfe zeigt: Durch Wissensgewinn können gezielte Maßnahmen umgesetzt und gesteuert werden! Ermöglichen Sie mit Ihrer Spende die Anschaffung von weiteren Nistkästen.
Über den Autor
Nora Künkler
Nora Künkler ist studierte Biologin und arbeitete bis März 2023 als Pressesprecherin bei der Heinz Sielmann Stiftung.
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