Ein Bunker wird zum Zuhause
Fledermausquartier in Sielmanns Naturlandschaft Tangersdorfer Heide
von Caroline Hübenbecker
Ein Bunker wird zum Zuhause
Fledermausquartier in Sielmanns Naturlandschaft Tangersdorfer Heide
von Caroline Hübenbecker
Verräterische Spuren
In einem ehemaligen Schießstand in Sielmanns Naturlandschaft Tangersdorfer Heide konnten in den vergangenen Sommern Kotreste der größten heimischen Fledermausart nachgewiesen werden – dem Großen Mausohr.
Mit seinen 40 Zentimetern Flügelspannweite zieht es das Große Mausohr gewöhnlich im Sommer auf warme Dachstühle von Kirchen oder Schlössern, um dort seine Jungen zu gebären und aufzuziehen.
Optimale Lebensbedingungen
Offenbar bietet der verlassene Bunker in Sielmanns Naturlandschaft genau das, was die Tiere brauchen: Ausreichenden Schutz und Dunkelheit, um kopfüber und freihängend den Tag zu verschlafen...
bevor sie sich des nachts in der umliegenden Heidelandschaft über das große Angebot an Laufkäfern und anderen Insekten wie Maikäfer, Heuschrecken und Grillen hermachen.
Aufgemotzte Bude
Um die hiesige Mausohr-Population zu schützen, werteten wir den Bunker im Herbst / Winter 2023 zu einem richtigen Sommerquartier auf. Die einstigen Schießluken sind mit Brettern verschlossen, in deren freie Einflugöffnungen die Tiere ein- und ausflattern können.
Fortan können sich die Fledermäuse nicht nur an den rauen Wänden festklammern, sondern sich auch in eigens angebrachte Hohlblocksteine und sogenannte Wärmeglocken hängen. Damit bieten wir mehr Platz und noch mehr Nischen für mehr Tiere.
Um den Mausohren ein ausreichend warmes Quartier zu bieten, wurde der Schießstand zusätzlich mit umliegender Erde umwallt und abgedeckt. So hält sich die Temperatur im thermisch abgedichteten Bunker besser konstant.
Wochenstube im Visier
Ein geplantes Monitoring durch einen Experten wird in den nächsten Sommern zeigen, wie der ehemalige Bunker angenommen wird.
Mit etwas Glück akzeptieren die Fledermäuse ihn auch als Wochenstube – den Ort, an dem sie ihren Nachwuchs bekommen. Eine kleinere Kolonie könnte sich dann in so einer Wochenstube tummeln.
Tierische Nachbarschaft im Bunker
Eventuell werden auch andere, kältetolerantere Arten wie die Mopsfledermaus, die Zwerg- und Breitflügelfledermaus den verlassenen Schießstand als Ganzjahresquartier annehmen.
Außerdem dienen aufgehängte Schwalbennester den ansässigen Rauchschwalben als Brutstätte. Es könnte also trubelig werden im einst verlassenen Bunker.
Kleine und große Schützlinge
Neben Fledermäusen und Rauchschwalben gibt es weitere kleine und große Bewohner in der Tangersdorfer Heide, die die Heinz Sielmann Stiftung durch aktive Pflegemaßnahmen schützt.
Hier leben beispielsweise Biber und Wolf. Doch es sind vor allem die kleinsten Lebewesen, die vom Einsatz der Stiftung profitieren. Heidehummel, Blauschwarzer Drachenkäfer, Rotflügelige Schnarrschrecke oder Ameisenlöwe sind nur einige Beispiele für seltene Arten in der Tangersdorfer Heide.
Zugewuchert
Seit auf dem damaligen Truppenübungsplatz keine Panzer mehr Büsche und Bäume niederwalzen, wachsen insbesondere Offenlandschaften wie die Heideflächen schnell zu und nehmen ihnen Licht zum Wachsen. Damit die Heidepflanzen eine Chance haben, müssen Sträucher und Bäume entfernt werden.
Mithilfe von Maschinen wurden Kiefern aus einem 14 Hektar großen Gelände geholt und abgefahren. Gleichzeitig rissen Maschinen den Boden auf, um ein Mosaik aus Grasnarben und Erde zu gestalten – ähnlich der Oberfläche, die Panzer in vergangenen Zeiten ganz automatisch hinterließen.
Spezialisten unter sich
Ohne solche Maßnahmen würde die Heidelandschaft verlorengehen – und mit ihr die Vielfalt an Tieren und Pflanzen, die auf die trockene, nährstoffarme Heide angewiesen sind. Spezialisierte Arten wie etwa die Heidekraut-Sandbiene würde beispielsweise ohne das Heidekraut verhungern.
Weg frei für Naturgenuss
Zusätzlich zu den Pflegemaßnahmen hat die Heinz Sielmann Stiftung auch die großflächige Entmunitionierung der Fläche in Auftrag gegeben. Das langfristige Ziel ist, dass die Landschaft auf Wanderwegen gefahrlos besuchbar und von Schafen extensiv beweidet werden kann.
Die Tangersdorfer Heide ist ein naturschutzfachliches Juwel, in dem sich die Natur frei entfalten kann. Wald, Heide und Wasser wechseln sich ab und lassen eine ungeahnte Vielfalt an Lebensräumen und Bewohnern entstehen.
Über den Autor
Caroline Hübenbecker
Caroline Hübenbecker ist bei der Heinz Sielmann Stiftung Referentin für Web- & Community-Management.
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